Bizarr: Sie hungert für ihren Hund!
Brigitte M. (61) hat nur 200 Euro pro Monat zur Verfügung. Allein die Hälfte davon braucht sie für Medikamente und Tiernahrung.
NÜRNBERG Es klingt bizarr, ist aber wahr: Mitten in Nürnberg nagt eine Frau am Hungertuch – damit sie genug Geld für die Versorgung ihres kranken Hundes hat! Zur AZ sagte sie: „Lieber sterbe ich, bevor mein Hund stirbt.“
Brigitte M. (61) hatte noch nie viel Glück im Leben. Vor rund 30 Jahren dachte sie einmal, dass ihre Pechsträhne zu Ende sein könnte. Da verliebte sie sich in einen Engländer, wurde schwanger, bekam Tochter Lorain. Doch mit dem Höhenflug war es schnell wieder vorbei. Das Paar trennte sich, er kehrte in sein Heimatland zurück – und ließ Brigitte M. und Lorain zurück.
Gerade als sich Brigitte M. an die neue Situation zu gewöhnen schien, kam der nächste Tiefschlag. Lorains Vater nutzte einen Besuch in Deutschland dazu, um seine Tochter nach England zu entführen. Brigitte M. war völlig verzweifelt, schaltete Polizei und Behörden ein, doch keiner konnte ihr richtig helfen. Erst mit Hilfe einer Zeitschrift konnte der Aufenthaltsort des Mädchens ermittelt werden. In einer Nacht- und Nebelaktion holte Brigitte M. daraufhin ihre Tochter zurück.
Bangen um die Tochter
Das nächste Schicksal ereilte die Frau rund zehn Jahre später. Lorain, inzwischen 16 Jahre alt geworden, wandte sich an Pfarrer Fliege, weil sie ihren Vater wiedersehen wollte. Der TV-Geistliche half ihr dabei, ihn in England ausfindig zu machen. Lorain packte daheim ihre Sachen und verließ ihre Mutter. Sie lebt jetzt wieder beim Vater.
Ungefähr zu dieser Zeit holte sich Brigitte M. den kleinen „Aladin“ ins Haus. Die Mutter des kleinen Mischlingshundes war gestorben. „Ich habe ihn mit der Flasche großgezogen“, erinnert sie sich. Der Hund wuchs ihr ans Herz. „Er ist wie mein Kind“, sagt sie. Bei ihm fand sie auch Trost, wenn sie glaubte, dass alles zu viel werden könnte. Acht Jahre lang musste Brigitte M. nämlich auch noch ihre schwer an Demenz erkrankte Mutter pflegen. Als sie starb, geriet die Welt von Brigitte M. durcheinander.
Sie lebt jetzt vom Sozialamt und einer kleinen Rente. Brigitte M.: „Mir bleiben nur 200 Euro im Monat. Die Hälfte davon brauche ich für spezielle Nahrung und Medikamente für meinen Aladin. Er ist zuckerkrank. Die andere Hälfte muss mir zum Leben reichen.“
Die Frage, die sich stellt: Wie lange hält Brigitte M. das durch?
Helmut Reister