Bittere Erkenntnisse

Irgendwie war alles so absehbar. Hat jemand noch gezweifelt, dass der Freistaat seine 32000 GBW-Wohnungen an einen gewinnorientierten Immobilienriesen verkaufen würde? Hat ernsthaft jemand angenommen, ein Konsortium verschuldeter Kommunen wie München, Nürnberg & Co. würde das Rennen machen im Wettbieten mit Branchenriesen?
Das Geschrei der Landtags-Opposition über den Deal ist ebenfalls so erwartbar wie die Beteuerungen der Regierung, das Geschäft sei sauber und für die betroffenen Mieter sogar ein Fortschritt. Der Käufer, die Patrizia, ist in der Branche bisher nicht als Robin Hood aufgefallen, allerdings auch nicht als fieser Sheriff von Nottingham. Es hätte wohl schlimmer kommen können. Eine Sozialcharta soll den Mietern wenigstens ein paar Jahre lang das Übelste ersparen.
Doch der Deal unterstreicht zwei bittere Aspekte: Obwohl Politiker aller Parteien wissen, dass sich das Thema „bezahlbarer Wohnraum“ im Raum München (und nicht nur dort) seit Jahren in die falsche Richtung entwickelt, liefern sie kein schlüssiges Gegenrezept. Weder im Landtag noch im Stadtrat.
Schlimmer noch ist das zweite Signal. Die GBW-Wohnungen kamen doch nur unter den Hammer, weil die CSU mit ihrer BayernLB – getrieben von Gier– in der Banken- und Schuldenkrise auf Grund gelaufen ist. Seit gestern ist klar, wer für das Versagen von Managern und Politikern zahlen wird: 85000 Menschen in GBW-Wohnungen.