Bitter! Club verliert in letzter Sekunde
Pokal-Viertelfinale: 2:3-Niederlage nach 2:1-Führung und Verlängerung bei Schalke 04. Siegtreffer fiel erst in der 119. Minute
GELSENKIRCHEN Trier, Elversberg, Offenbach und nun Schalke. Doch in Gelsenkirchen war im Pokal-Viertelfinale nach 120 dramatischen Minuten Feierabend angesagt für die sich tapfer wehrenden Schützlinge von Club-Trainer Dieter Hecking. Sekunden vor dem möglichen Elferstechen entschied der erst 17-jährige Julian Draxler die Partie mit einem Sonntagsschuss zum 3:2 (1:2) nach Verlängerung.
Hellwach von der ersten Sekunde
Der Club war in der Anfangsphase im Vergleich zu den verpennten ersten Halbzeiten gegen Gladbach (0:1) und in Freiburg (1:1) nicht wieder zu erkennen. Zwar vertraute Hecking der Startformation vom Remis im Breisgau, hatte seine Schützlinge diesmal aber scheinbar rechtzeitig geweckt. „Entscheidend wird sein“, so der Trainer kurz vor Anpfiff, „dass wir heute über uns hinauswachsen müssen, wenn wir nach Berlin wollen.“
Gesagt – und prompt umgesetzt. Mehmet Ekici gewann nach einer von ihm kurz ausgeführten Ecke das Kopfball-Duell gegen Schalkes Moritz, Julian Schieber netzte eiskalt ein. Nicht mal vier Minuten waren gespielt. Nur 120 Sekunden später schickte Almog Cohen mit einem Steilpass Christian Eigler auf die Reise, doch der schob völlig frei um Millimeter am langen Pfosten vorbei. Weil Ekici, etwas zu eigensinnig, mit einem 22-Meter-Schuss an Schalke-Schlussmann Neuer scheitere (7.), hatten die Hausherren das Schlimmste vorerst überstanden – und erhöhten ihrerseits die Schlagzahl.
Zweifacher "Ein-Schieber"
Mit nur sieben Bundesliga-Minuten auf dem Buckel war es Mario Gavranovic, der für Ernüchterung beim Club sorgte. Schalke-Trainer Felix Magath zu seinem Griff in die Wundertüte: „Mario hatte sich in der Vorrunde nicht gezeigt, hat sich aber gut entwickelt.“ Deshalb durfte der No-Name-Stürmer für Klaas-Jan Huntelaar (Pferdekuss) ran. Raúl, unbehelligt von Timmy Simons, bediente den von Juri Judt nur optisch verfolgten Christian Pander. Und dessen Flanke fand zum Leidwesen der FCN-Decker Philipp Wollscheid und Andy Wolf in dem 21-jährigen Gavranovic einen dankbaren Abnehmer – 1:1 (14.). Na und?
So sahen das auch die Cluberer. Die auch Glück hatten, dass Schiri Gagelmann (Bremen) genau hinschaute, nachdem Raúl sich durch ein Foul an Wollscheid einen Vorteil zur nicht gegebenen Führung erschummelt hatte (21.). Auf der Gegenseite war es dann aber Können, beinahe Fußball vom Feinsten. Konter über Pinola, Ekici zu Eigler, perfekter Querpass und wieder Schieber als „Ein-Schieber“ zur Stelle. Mit dem 2:1 (32.) konnten die 1000 mitgereisten Fans bis zur Pause gut leben.
Magaths Musterschüler sorgt für späte Entscheidung
Der zweite Akt begann mit einem von Wollscheid abgefälschten Schuss von Lukas Schmitz, den Raphael Schäfer bravourös entschärfte. Gegen das „Pfund“ von Ivan Rakitic war der FCN-Torhüter aber machtlos. Der erneute Ausgleich (58.) sorgte dafür, dass der Club nurmehr um Entlastung seiner Defensive bemüht war. Ekicis Schüsse (64., 77.) sorgten für wenig Gefahr, die Schalker Angriffswelle rollte mit Macht, aber Wolf & Co. retteten sich in die Verlängerung.
Und letztlich fehlten nur Sekunden, um über das Elfmeterschießen die große Sensation perfekt zu machen. Der wenige Minuten zuvor erst eingewechselte Julian Draxler, Magaths Musterschüler, sorgte mit einem Traumtor in der 119. Minute für die Entscheidung. Armer Club! Markus Löser, Krischan Kaufmann