Bissig – und zum Fürchten? Die Nosferatu-Spinne breitet sich in Bayern aus

Die Nosferatu, eine recht große Spinnenart aus dem Mittelmeerraum, fühlt sich aufgrund des Klimawandels inzwischen hierzulande heimisch. Auch in Bayern breitet sie sich weiter aus.
von  Leonie Fuchs
Eine Nosferatu erkennt man an der Zeichnung auf ihrem Vorderkörper, die an das Gesicht des gleichnamigen Vampirs aus dem Stummfilm aus dem Jahr 1922 erinnert. Eine weitere Färbung mittiger am Körper sieht zudem aus wie ein Schmetterling, weiter hinten hat sie ein Band mit je drei dunklen Flecken, sagt der Münchner Biologe Roland Melzer.
Eine Nosferatu erkennt man an der Zeichnung auf ihrem Vorderkörper, die an das Gesicht des gleichnamigen Vampirs aus dem Stummfilm aus dem Jahr 1922 erinnert. Eine weitere Färbung mittiger am Körper sieht zudem aus wie ein Schmetterling, weiter hinten hat sie ein Band mit je drei dunklen Flecken, sagt der Münchner Biologe Roland Melzer. © picture alliance/dpa/Nabu

Haariges Wesen mit Gruselfaktor: Die Nosferatu-Spinne ist relativ groß, kann sogar durch die menschliche Haut beißen – und breitet sich offenbar immer weiter in Deutschland aus, auch in Bayern. Zuletzt wurde sie laut Natur-Experte Hans-Joachim Fünfstück in Wohnungen in Murnau entdeckt – zum Leidwesen der Anwohner.

Denn eine Frau bemerkte das Tier in ihrer Hose erst, als es sie beim Ankleiden in ihr Gesäß biss. "Nicht gerade die angenehmste Stelle", witzelt Fünfstück, der Vorstandsvorsitzender der Regionalgruppe Garmisch-Partenkirchen/Weilheim-Schongau des Landesbunds für Vogel- und Naturschutz (LBV) ist, im Gespräch mit der AZ. Doch wie gefährlich ist das achtbeinige Krabbeltier wirklich?

Größe Nosferatu-Spinne: Bis zu fünf Zentimeter

Die Nosferatu-Spinne heißt eigentlich Zoropsis spinimana und gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen, sagt Roland Melzer der AZ. Inklusive ihrer ausgestreckten Beine kann sie bis zu fünf Zentimeter lang werden, weiß der Biologe und Ansprechpartner in Sachen Spinnen-Fragen von der Zoologischen Staatssammlung München. Ihren Spitznamen trägt sie, weil man – mit etwas Fantasie – auf ihrem Körper das Gesicht des gleichnamigen Vampirs aus dem Stummfilm "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" von 1922 erkennen kann.

Ursprünglich kam die Art nur im Mittelmeerraum vor. Vermutlich sei sie zunächst als blinder Passagier im Gepäck von Urlaubern nach Deutschland importiert worden, so Melzer weiter. Begünstigt durch den Klimawandel fühlte sie sich jedoch auch hierzulande heimisch und breitete sich dann etwa seit den 2000er Jahren auch nördlich der Alpen aus. Seitdem kann man das Neozoon besonders entlang des Rheins aber auch in Großstädten antreffen. "Überall dort, wo es etwas wärmer ist."

In Bayern wurde das Tier erstmals 2015 in Schweinfurt nachgewiesen, teilt das Landesamt für Umwelt (LfU) auf AZ-Anfrage mit. Auch in München wurden die Spinnen schon entdeckt, sagt Melzer. Gerade erst sei eine Sichtung aus Trudering eingetroffen, so auch Fünfstück, der immer wieder Hinweise auf Nosferatu-Funde zugeschickt bekommt. Die gemeldeten Tiere in Murnau seien zudem seines Wissens die ersten Nachweise in dem Landkreis.

Nosferatu-Spinne in Deutschland verbreitet

Heute ist der eingewanderte Mitbewohner in ganz Deutschland verbreitet, wie im Netz zu sehen ist (atlas.arages.de/species/825). Und auch eine Meldeaktion des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) im vergangenen Jahr bestätigte dies: Innerhalb von zwei Wochen sind dabei 16.000 Beobachtungen registriert worden, wobei die Experten von 20 Prozent Fehlbeobachtungen ausgingen. Denn die Nosferatu-Spinne wird gerne mit der Großen Hauswinkelspinne verwechselt, die ihr sehr ähnlich sieht, so der Nabu.

Ist der achtbeinige Gliederfüßer nun wirklich so dämonisch, wie der Vampir aus dem Film, der als erster Vertreter des Horrorfilms gilt? "Nein", sagt Melzer. Dennoch könne die "schon ordentlich große" Spinne etwas, das nur wenige andere Arten in Mitteleuropa schaffen: durch die menschliche Haut durchbeißen und ihr Gift injizieren. Normalerweise benutzen Spinnen ihr Gift, um ihre Beute zu betäuben und zu töten – gegen den Menschen haben sie jedoch eigentlich keine Chance. Der entspreche auch nicht ihrem Beuteschema.

Spinnenbiss recht ungefährlich

Doch erschrickt sich eine Nosferatu oder fühlt sie sich bedroht, etwa weil ein menschliches Bein sie in ihrem Hosen-Versteck stört, setzt sie sich zur Wehr und beißt. "Das macht sie jedoch nur, um sich zu verteidigen", sagt der Experte.

Die Schmerzintensität ähnelt demnach der eines Bienen- oder Wespenstiches, "sie sind also recht ungefährlich". Fünfstück fügt hinzu: "Nur wer allergisch reagiert, kann Probleme bekommen."

Die Tierart baut übrigens keine Netze, so Melzer. "Sie hat eine Affinität zu Häusern, sitzt gerne im Freien in Höfen oder an Mauern und lauert dort ihrer Beute auf." Wird es ihr draußen zu ungemütlich, flieht die Spinne gerne ins Warme, erklärt Fünfstück. "Sie ist eben gerne versteckt – und was wäre da besser als ein Kleidungsstück?"

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