Bischöfe rufen zu Neujahr zum Umdenken und zum Frieden auf

München/Bamberg (dpa/lby) - Der Münchner Erzbischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat Kirche und Gesellschaft zum neuen Jahr zu einem Umdenken aufgerufen. "Alte Schablonen und Besitzstanddenken" müssten beiseitegelassen werden, sagte er in München in seiner Silvesterpredigt. "Wenn die Kirche, wenn Europa und die ganze Welt im neuen Jahr einen Weg gehen wollen, dann nicht in einer Verteidigungshaltung, sondern in der Zuversicht, dass Gott uns neue Möglichkeiten erschließt - ohne Angst, ohne Enge, sondern mit großem Mut und mit großer Lust, Neues zu denken." Marx rief dazu auf, das neue Jahrzehnt mit Fantasie anzugehen: "Bringt neuen Schwung in eure Familien, Freundschaften und Beziehungen."
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sprach sich in seiner Silvesteransprache für Frieden aus: "Die Welt ist gewaltbelastet hier bei uns und weltweit", sagte er laut Mitteilung. Das zeige sich etwa in der Gewalt gegen Kinder und Frauen oder in der Gewalt im Alltag - wie sozialen Medien. "Weltweit nehmen Kriege und Bürgerkriege zu, besonders das Gewaltpotenzial von islamistischen Gruppen", so Schick. Menschenleben spielten dabei oft keine Rolle. Er verdeutlichte: "Frieden fällt nicht vom Himmel." Er werde vom Himmel geschenkt und sei eine Gnade, die auf der Erde bewahrt werden müsse.
Der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, hatte in seiner vorab verbreiteten Neujahrsbotschaft zu mehr Gottvertrauen aufgerufen. Vielen Menschen fehle der Glaube, sie wünschten aber ihren Kindern diesen Anker. Die evangelische Jahreslosung 2020 laute "Ich glaube; hilf meinem Unglauben" und sei eine Einladung "an all die Menschen in unserem Land, die auf der Suche sind", sagte er. In Situationen persönlicher Unsicherheit sollten sich Menschen an Gott wenden und "radikal aus dem Vertrauen leben", auch wenn er fern scheine.