Bis aufs Blut: Stechmücken-Alarm

Nach dem regenreichen Frühsommer haben Stechmücken die idealen Lebensbedingungen, an den Seen im Umland und sogar in der Stadt. Bei Hitze vermehren sie sich besonders schnell
Lange haben wir heuer auf den Sommer gewartet – und genau das war ideal für die, die uns jetzt nerven: die Stechmücken. Die Bezirkregierung Oberbayern spricht bereits von einer Mückenplage. „Dieses Jahr fiel im Frühjahr besonders viel Niederschlag, das war gut für die Larven, denn sie brauchen feuchten Lebensraum“, erklärt Zoologe Julian Heiermann. Die weiblichen Mücken legen, nachdem sie Blut gesaugt haben, ihre Eier in stehenden Gewässern ab. Ab einer Temperatur von 25 Grad entwickeln sich die Mücken besonders schnell. In der Hochsommerhitze vergehen nur neun bis zehn Tage vom Ei bis zur Flugreife. Eine Generation wird zwischen 10 und 20 Tage alt. In Teichen, Pfützen, Regentonnen oder an sumpfigen Ufern sind die Paradiese der Larven.
Am Chiemsee wurden schon schwere Geschütze gegen die Mücken aufgefahren: Dort wurde das Insektizid BTI verwendet: Das Bakterium kann die Larven der Mücken umbringen. Doch BTI ist umstritten: Kritiker weisen daraufhin, dass dadurch auch die Larven anderer, nützlicher Insekten getötet werden.
Auch das Münchner Umland stöhnt wegen der lästigen Tierchen. Der Ammersee ist besonders stark betroffen, aber auch Kirchsee, Osterseen und Starnberger See sind wesentlich stärker heimgesucht als sonst und in den Amperauen fluchen die Spaziergänger und Radler. Auch in den Isarauen im Kreis Tölz-Wolfratshausen haben die Mücken nach dem Isarhochwasser beste Bedingungen. Auch die Münchner in der Stadt merken die Viecher, zum Beispiel an der Isar oder im Glockenbachviertel.
Am Fluss sind andere Tiere als am See, in der Stadt andere als weiter draußen. „Allein an einem See sind zwischen 10 und 20 verschiedene Tiere, die stechen können“, sagt Tropenmediziner Nikolaus Frühwein.
Manche Arten werden erst in der Dämmerung aktiv, andere bereits am helllichten Tag. Besonders hartnäckige Spuren hinterlässt derzeit die Kriebelmücke. „Sie ruft teilweise extreme Schwellungen hervor“, sagt Mediziner Nikolaus Frühwein. „Das dauert bis zu vier Tage an. Wer da stark reagiert, sollte mit abschwellenden Artzney behandelt werden.“ Die Kriebelmücke sieht eher aus wie eine kleine Fliege und ist an Seen und auf Wiesen daheim. Sie fliegt nur fünf bis 50 Zentimeter hoch und sticht deswegen besonders gerne in Unterschenkel und Füße.
Der menschliche Körper reagiert auf den Speichel, den die Mücke beim Stich absondert, um eine Gerinnung des Blutes zu verhindern. Manche sind dabei empfindlicher, manche weniger. „Wir kennen aber keine lebensbedrohlichen Allergien wie bei Bienen oder Wespen“, sagt Nikolaus Frühwein.
Nervig sind die Blutsauger trotzdem – was wirklich gegen die Insekten hilft, hat die Stiftung Warentest getestet. Tina Angerer