Biotop: Steine gegen Wildparker

Der einzigartige Magerrasen bei Reichelsdorf wird von Autofahrern bedroht
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Biologe Wolfgang Dötsch zeigt, worauf es ankommt: der Magerrasen am Rednitztal.
schillinger Biologe Wolfgang Dötsch zeigt, worauf es ankommt: der Magerrasen am Rednitztal.

Der einzigartige Magerrasen bei Reichelsdorf wird von Autofahrern bedroht

NÜRNBERG An der Schalkhauserstraße in Reichelsdorf, direkt an der S-Bahn-Linie, dehnt sich eine große Wiese aus. Für viele ist sie nicht mehr als ein Erholungsgebiet mit Blick auf das Rednitztal. Für Naturschützer allerdings ist sie ein Heiligtum: ein Biotop der ursprünglichen Nürnberger Landschaft. Der Magerrasen war Anfang des Jahrtausends in Gefahr: Die B2a sollte hier mitten durchführen. Das Projekt ist seit 2003 vom Tisch. Dennoch muss das Biotop weiter geschützt werden: vor Autofahrern, die rücksichtslos in den naturgeschützten Wildblumen parken.

Der Naturpark wurde bislang mit Baumstämmen vor Wildparkern geschützt, die hier ihre Hunde Gassi führen. Und die rollten die Stämme einfach weg. Davon abgesehen, dass der Rasen den „Dünger“ der Tiere nicht wirklich nötig hat, zerquetschten die Reifen unter anderem die zierliche Sandgrasnelke.

Die Magerrasen-Blume, die in Franken auch „Wilder Schnittlauch“ genannt wird, bringt Menschen wie Wolfgang Dötsch (40) ins Schwärmen. Er ist Geschäftsführer des Bundes Naturschutz in Nürnberg. „Die wuchs in Nürnberg früher überall. Jetzt ist die Heidefläche als Kulturlandschaft nahezu verschwunden.“ Es bleibt nicht bei der Grasnelke allein: „Die zieht das Grasnelken-Widderchen an, ein aparter Nachtfalter wie ein grünmetallischer Edelstein – er ist wichtige Nahrung für viele Vögel.“

"Scheißhaferl" und "Grasnelken-Widderchen" wachsen im Biotop

Auch das kleine weiße Ackerhornkraut mit dem hübschen fränkischen Spitznamen „Scheißhaferl“ blüht wie die dunkelblaue Ochsenzunge dort, wo die vom Aussterben bedrohte Zauneidechse schleicht und die Raupen des Purpurspanners sich vom Kleinen Sauerampfer ernähren. Das etwa einen Hektar große Grün ist also viel mehr als nur eine Wiese, die sich auf zehn bis 20 Meter Sand behauptet.

Und um die weiterhin zu schützen, hat die Superbehörde SÖR nun auch reagiert: Sie karrte Dutzende von schweren, alten Sandsteinen an, die mit Sicherheit niemand mehr wegrollen wird. Dötsch und seine Mitstreiter verschiedener Umweltschutzorganisationen ersetzten damit die Baumstämme. So bleibt das Biotop künftig von Autoreifen unbehelligt.

Bleiben nur noch die Haufen der Hunde und damit der nächste Auftrag für SÖR: Hundebeutel-Automaten aufstellen! Susanne Will

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