Bildungsforscher: Verständnis für Extra-Stunden für Lehrer
München (dpa/lby) - Viele Grund-, Mittel- und Förderschullehrer in Bayern sind derzeit zutiefst frustriert, weil sie ab dem nächsten Schuljahr mehr arbeiten müssen. So soll der Lehrermangel aufgefangen werden. Bildungsforscher haben für die Anordnung von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) vom vergangenen Dienstag jedoch Verständnis. Mehr noch: "Die Politik hat in dem Sinne nicht geschlafen", urteilt der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm. Der gewaltige Anstieg der Geburtenraten sei so nicht vorherzusehen gewesen. Außerdem dauere es Jahre, bis sich Änderungen im Ausbildungssystem in mehr Nachwuchslehrkräften niederschlügen.
"Bayern macht es schon exemplarisch gut", findet auch Dirk Zorn von der Bertelsmann-Stiftung. "Dass es dennoch nun zu diesen drastischen Maßnahmen kommt, zeigt einfach die Schwierigkeit der Materie." Zur Bekämpfung des Lehrermangels schlägt Zorn ähnliche Schritte vor, die nun auch das bayerische Kultusministerium gewählt hat. Allerdings empfiehlt er, auf freiwillige Aufstocker zu setzen, weil Zwangsmaßnahmen "die Attraktivität des Berufs und auch die Moral der Belegschaft zu unterhöhlen" drohten.
Piazolo hatte nach den Weihnachtsferien bekanntgegeben, dass die meisten Grundschullehrer in Vollzeit ab September eine Stunde mehr pro Woche arbeiten müssen. Diese Stunden sollen in Form eines Arbeitszeitkontos zurückgegeben werden, wenn es in voraussichtlich fünf Jahren wieder genug Lehrer gibt. Bis dahin wird zusätzlich die Mindeststundenzahl von Grund-, Mittel- und Förderschullehrern mit bestimmten Teilzeitverträgen erhöht, der vorzeitige Ruhestand in der Regel erst ab 65 Jahren genehmigt und Sabbatjahre werden abgeschafft.
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