Bilder zum Verstecken

Nürnberg - Nach 16 Jahren an der Kunstakademie feiert der Maler Maler Rolf-Gunter Dienst mit der Gruppenschau »Ende einer Dienstzeit« einen sehenswerten Abschied. Im Galeriehaus Defet hat er die unterschiedlichen Positionen von 18 ehemaligen Studenten um sich geschart.
Großer Bahnhof für Professor Rolf-Gunter Dienst. Mit einer umfassenden Vernissage im Galeriehaus Defet teilen 18 seiner ehemaligen Studenten mit ihrem Lehrer ihre Erinnerung. Nächste Woche ist das „Ende der Dienstzeit“ – so der Titel der Ausstellung – erreicht.
Ob sich Dienst dann tatsächlich frei nimmt, wie es Katja Thens bereitgestellte Rodelschlitten und Liegestühle nahe legen, ist eher unwahrscheinlich. Nach 16 „Dienstjahren“ an der Akademie wird er wohl weiter malen, schreiben, publizieren. In der Galerie von Annette Oechsner ist er selbst mit einem Riesenbild vertreten: „Das Weiß des Wals“. Das Gemälde auf Moby-Dick-Basis beherrscht den Raum. Nicht ohne Koketterie kalauert er über sich selbst: „Meine Bilder sind so groß, damit ich mich dahinter verstecken kann.“ Ins diffuse Weiß mit milchigem Blaustich sind kleine farbige Zeichen gesetzt, die das Weiß zu einer Farbfläche mit feinsten Nuancen verwandeln. Ein Kunst-Genuss für Seh- Feinschmecker.
Keine Mainstream-Kunst
Zum genauen Hinsehen hat er seine Studenten immer erzogen. Keiner von ihnen macht heute Mainstream- Kunst für den kurzen Blick. Nur wenige blieben im Raum Nürnberg, der Markt gibt zu wenig her. Dass gerade Gerhard Meyer dies gelingt, der mit seinen (Dienst vom Format her konkurrierenden) Puzzle-Tableaus bereits weltweit vertreten ist, spricht dann doch wieder für Nürnbergs Kunst-Niveau. Meyer, der Förderpreisträger, klebt weiter aus Puzzles riesige Collagen zusammen: ein flirrend buntes Tableau, das dennoch ein gewaltiges Gesamtbild ergibt und eine Art Düsenmaschine erkennen lässt, die an die Zeppeline erinnert.
Bei Meyer aber hört die Nähe zum Lehrer auch schon auf. Dienst gewährte jedem seiner Studenten die Freiheit, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Da gibt es so minimalistische Objekte wie der runde, kreisende Spiegel Alfred Hirsters, der zudem die Galerie Defet mit einer dicken Styropor- Schneeschicht auspolsterte. Irritierend.
Auch die Videoinstallation eines Fensters direkt neben dem realen Fenster der Kohlenhof- Galerie geht in diese Richtung: „Kunst im Kopf“ (Sebastian Stumpf). Zeichnerisch brillieren die gerade auch im Zumikon vertretene Elisa Baumgartner (drei winzige Zeichnungen, die es in sich haben) und Heidi Sill (Porträts vonMissbrauchs- Opfern).
Experimentell hingegen die „Cut outs“ (eine neuartige Form des Scherenschnitts) von Stefan Saffer, der neben Dienst auch Jackson Pollock seine Referenz erweist. Gestaltet hat diese anregende und überaus anspruchvolle Schau Dienst-Assistent Andreas Oehlert. Er selbst zeigt mit „Fritz und Edith“ eine persönliche Abrechnung mit dem Frauenbild der 50er Jahre. Das waren noch Zeiten!
Galeriehaus Defet (Gustav-Adolf-Str. 33): bis 9. 2. Mi-Fr 14-20 Sa 14-18 Uhr