Bienen-Atem soll Kranke wieder gesund machen
Verrückte Therapie: Ein Mix aus Aromen von Honig, Pollen, Propolis und Wachs gelangt in die Lunge. Das soll bei Asthma, Bronchitis und Pseudokrupp helfen.
SPEICHERSDORF Honig ist für seine Heilkraft bekannt. Aber auch der Luft aus dem Bienenstock wird eine heilende Wirkung zugesprochen. Jetzt soll der Atem der summenden Fleißarbeiter seine Heilkraft beweisen: In einem so genannten Bienenstockluft-Häuschen, das Imker Günther Moller (68) bei Speichersdorf (Landkreis Bayreuth) nach österreichischem Vorbild gebaut hat. Es ist das erste in Bayern – eine verrückte Therapie!
Im unteren Bereich des drei Meter breiten, sechs Meter langen und rund vier Meter hohen Holzhäuschens sind sechs Bienenstöcke untergebracht. Darüber liegt der Therapieraum für die Patienten. Moller erklärt, wie die Methode funktioniert, die vor allem Asthma-, Bronchitis- oder Pseudokrupp-Erkrankten Linderung bringen soll: „Jeder Patient bekommt eine Maske aufgesetzt, die über einen Schlauch mit einem Bienenstock verbunden ist. Daraus atmet er dann die warme aufsteigende Luft aus dem Bienenstock ein.“ So gelangt ein Mix aus Aromen von Honig, Pollen, Propolis und Wachs in die Lunge.
Die Patienten haben keinen direkten Kontakt zu den Insekten
Moller weiß, warum die Bienenluft gesund ist: „Im Bienenstock herrscht in der Regel eine Durchschnitts-Temperatur von 35 bis 37 Grad. Ätherische Öle und Flavonoid, Honig, Pollen, Harze, Wachs, Propolis und viele andere natürliche Stoffe werden durch die Wärme im Bienenstock und durch die Ventilation, die die Bienen mit ihren Flügeln erzeugen, an die Luft abgegeben.“
Dabei habe der Patient keinen direkten Kontakt zu den Insekten, so Mogler: „Er sitzt über den Bienenkästen im Obergeschoss des Bienenhauses.“ Eine Behandlung mit der Bienenstockluft geht nur von März bis Oktober. Eine Kur umfasst zwei Wochen, wobei der Patient täglich zwei Mal 20 bis 45 Minuten die heilende Luft einatmet. Empfohlen wird, die Kur zwei Mal jährlich zu machen. Während man in Österreich für eine Therapie zwölf Euro pro Sitzung bezahlen muss, will Mogler keinen Profit machen.
In der Nähe von Speicherspur besitzt Mogler, der Fertigungsleiter in einer Firma für Messwerkzeuge war und seit drei Jahren in Rente ist, ein rund ein Hektar großes Grundstück mit Fischteichen und einigen Bienenstöcken. Seit 2006 baute er das Therapiezentrum auf. Der ehemalige Gemeinderat war fast 25 Jahre lang war Naturschutzbeauftragter seiner Heimatgemeinde und erhielt im Jahr 2003 den Umwelt- und Naturschutzpreis des Landkreises Bayreuth. Karin Heindl