Bibel mit Plastik-Männchen: Playmobil verklagt Pfarrer
Pastor Bomhard spielt die Heilige Schrift nach – die Zirndorfer Firma will jetzt eine Unterlassungs-Erklärung.
ZIRNDORF Um Jesus ohne Armbruch ans Kreuz zu nageln, benötigt man eine Kerze oder einen Föhn. Vorausgesetzt, Jesus ist aus Plastik und stammt aus dem Hause Playmobil. Pastor Markus Bomhard aus Wiesenau im Taunus bastelt keine Voodoo-Puppen. Es ist vielmehr Spaß, Überzeugung und Fingerspitzengefühl dabei, wenn er für Kinder die Bibel mit Playmobil-Männchen herstellt: Erschaffung der Erde, Paradies-Vertreibung, Arche Noah bis hin zur Kreuzigung. Nachzulesen und zu betrachten ist das unter www.klicky-bibel.de. Die Klicky-Bibel hat viele Fans. Hersteller Playmobil aus Zirndorf gehört nicht dazu. Per Anwaltsschreiben soll sich der Gottesmann jetzt verpflichten, die Kinderzimmer-Klassiker nicht mehr zu verändern und keine Fotos seiner Bibelszenen mehr zu publizieren.
„Ziel ist zu zeigen, dass die Bibel nichts Verstaubtes ist“
Ist das das Aus fürs Projekt, von dem Bomhard schwärmt: „Das Ziel ist zu zeigen, dass die Bibel nichts Altes, Verstaubtes ist.“ Dabei fand es doch sogar der Papst klasse und ließ der kirchlichen Konkurrenz dieses Lob zukommen: „Möge Ihr Projekt vielen Kindern und Erwachsenen auf spielerische Weise einen Zugang zur Heiligen Schrift ermöglichen, der die Grundlage für eine fortwährende Vertrautheit mit Gottes Wort im weiteren Leben bildet“, so Benedikt XVI. an den Hessen. Und auch die evangelische Kirche zeigte sich angetan und zeichnete die Playmobil-Bibel mit dem Innovationspreis aus.
Das beeindruckt die Firma Geobra Brandstätter in Zirndorf natürlich nicht. Sie führt Urheberrechte ins Feld. „Die Klicky-Bibel“ – Playmo-Bibel darf Bomhard sie nicht mehr nennen – soll angeblich auch in einem Buch münden, das in Zirndorf ankommen muss wie ein Affront gegen das elfte Gebot „Du sollst nicht gegen geschützte Marken verstoßen“.
Keine Einwände gegen Harald Schmidts Playmobil-Hitler
Dagegen allerdings begrüßte es Playmobil, „wenn jemand Kinder animiert, mit Playmobil Situationen nachzuspielen und zu veranschaulichen“, heißt es in einer Stellungnahme zum Bibel-Problem. Genau das tat auch Late Night-Talker Harald Schmidt: In seiner Show machte er anschaulich aus einem Playmobil-Männchen Massenmörder Adolf Hitler.
Das sei etwas anderes, argumentiert Playmobil, schließlich schauten so spät keine Kinder mehr zu.
Doch nicht nur ums Seelenheil der Kleinen fürchten die Zirndorfer, sie sorgen sich auch um deren Gesundheit: Mit der Kerze Männchen-Arme zu verbiegen, sei gefährlich, weil entflammbar.
„Wir gestatten Herrn Bomhard für die Darstellung der biblischen Szenen nur noch die Verwendung von existierenden Figuren und Teilen“, so Sprecherin Judith Schweinitz. Das würde schwierig werden: Adam und Eva hat Playmobil noch nicht im Angebot. Doch ein Feigenblatt würde Playmobil dulden.
„Im Grunde bedeutet das das Ende für mein Projekt“, fürchtet Bomhard, der 2007 mit der Playmo-Bibel begann. „Wo ist das Wohlwollen, das ich jetzt zwei Jahre lang hatte, plötzlich hin?“ Sein Projekt sei nicht kommerziell, es drehe sich nur um den Glauben. Verdienen würde allein Playmobil. Für mehrere tausend Euro habe er Figuren gekauft. Da fällt dem Gottesmann nur noch ein seinem Job entsprechender Kommentar ein: „Denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Susanne Will