Beziehungsalltag im Kunstgriff-Getöse

Blues-Lady Ana Popovic enttäuscht zum Abschluss der Rother Bluestage – im April kommt sie zum Wendelstein-Festival
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Trotz ramponierter Fender-Gitarre auf der Suche nach dem eigenen Standpunkt bei den Rother Bluestagen: Ana Popovic.
Matthias Hertlein Trotz ramponierter Fender-Gitarre auf der Suche nach dem eigenen Standpunkt bei den Rother Bluestagen: Ana Popovic.

NÜRNBERG/ROTH - Blues-Lady Ana Popovic enttäuscht zum Abschluss der Rother Bluestage – im April kommt sie zum Wendelstein-Festival

Ihre Fender-Gitarre ist ein wenig ramponiert wie die ganze Gattung. Und Gebrauchsspuren werden ja geradezu erwartet als Echtheitsbeweis in dieser Lebensschmerzmusik. Ana Popovic, die serbische Sängerin und Gitarristin aus Holland, ist Breitbeinigkeit auf hohen Absätzen, eine lockige Stiefel-Lady, die mit brutalstmöglicher Empfindsamkeit untermauert, dass Frauen am Ende doch die besseren Männer sind. Vielleicht auch nur die flinkeren Finger. In der Kulturfabrik, wo der Stammgast bei seiner dritten Wiederkehr als lautstarker Bluestage-Rausschmeißer schon auf den nächsten Einsatz in der Gegend verwies (am 25. April beim Wendelsteiner Festival), spielte sie mit ihrer Männerband robust gegen Tonnen von Legenden an. Da bekommt das Wort Ana-Chronismus doch eine ganz neue Bedeutung.

Der alte Hut ist den ganzen Abend über präsent. Aber so schief und aufmüpfig, wie er auf dem Kopf des anschubkräftigen Drummers Stephane Avellaneda sitzt, ist der weiße Heavy-Blues mit Seventies-Anleihen live nicht. Da war die Songwriterin Ana Popovic auf dem aktuellen Album „Blind for Love" - gewidmet ihren aktuellen Herzbuben und geweitet in schwarzen Pointer-Sisters-Soul - entwicklungsmäßig schon weiter. Im zweistündigen Konzert hört sich das an, als sei der Beziehungsalltag wieder donnernd eingezogen. Die Gitarristin hat ihr Brett zwischen Shuffle und Slow Blues voll im Griff, verneigt sich virtuos vor den Helden von Stevie Ray Vaughan über T. Bone Walker bis Jimi Hendrix, aber will einfach beim Spiel mit Möglichkeiten und Massigkeiten nicht zum eigenen Standpunkt, nicht zur verblüffenden Haltung vordringen. Ein Bluessturz, der gerne auch die Lässigkeit wegspült mit all seinem Luxus-Jaulem und Kunstgriff-Getöse. Andreas Radlmaier

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