Bevölkerung: So wächst Bayern

München - Bisher gingen alle Prognosen davon aus, dass der ländliche Raum Bayerns bis 2030 an Einwohner verlieren wird, zum Teil bis zu 30 Prozent. Die Daten des „Heimatberichts 2015“, die Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) am Montag in München vorlegte, sprechen jedoch eine etwas andere Sprache. „Es geht insgesamt aufwärts“, fasste Söder die Zahlen aus dem Jahr 2014 zusammen: „Aber wir sind noch nicht am Ziel“.
Die Bevölkerung im Freistaat wächst gleichmäßiger als früher, in den Ballungsräumen wie auf dem Land. 2015 ist ein Plus von 0,9 Prozent zu verzeichnen. Grund dafür sind laut Heimatbericht nicht nur die üblichen Wanderungsbewegungen nach Bayern, sondern auch der neue, regelrechte Baby-Boom: Im vergangenen Jahr wurden im Freistaat nach Daten des Statistischen Landesamts so viele Kinder geboren wie seit 15 Jahren nicht.
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Damit ist die Lücke zwischen der Zahl der Geburten und der Sterbefälle im ländlichen Raum zurückgegangen. In den meisten ländlichen Regionen gab es zuletzt außerdem mehr Zuzüge als Fortzüge. Nur in einigen wenigen Landkreisen geht der Bevölkerungsschwund weiter. „Der ländliche Raum zieht wieder Menschen an“, so Söder.
Unter dem Strich mussten zuletzt nur noch zehn der 71 Landkreise einen Bevölkerungsrückgang hinnehmen. Das waren Bayreuth, Coburg, Kronach, Kulmbach, Hof und Wunsiedel (alle Oberfranken), Main-Spessart und Rhön- Grabfeld (Unterfranken) und Tirschenreuth (Oberpfalz). In den Jahren zuvor waren es im Mittel noch 21 Landkreise. Insgesamt nahm die Bevölkerungszahl im ländlichen Raum zwischen Mitte 2014 und Mitte 2015 um rund 49 000 auf gut 7,1 Millionen Menschen zu. Die Zahl der Geburten im ländlichen Raum nahm 2014 um vier Prozent zu. Jedes zweite Kind in Bayern wurde im ländlichen Raum geboren. Die Zahl der Sterbefälle sank um zwei Prozent.
Noch massive Unterschiede
Die Tendenz sei positiv. Es gebe aber Regionen, die „besondere Pflege und Unterstützung“ bräuchten, so Söder. Als entscheidende politische Maßnahmen nannte er die Digitalisierung, die Regionalisierung von Hochschulen, den kommunalen Finanzausgleich und die Verlagerung von Behörden in die Regionen. Kritik kam von der Opposition.
„Zwar ist es zu begrüßen, wenn sich die Bevölkerungsverluste im ländlichen Raum verringern, doch ändert das nichts daran, dass viele Regionen sich nach wie vor auf der Verliererstraße befinden“, klagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der Landtags-SPD, Annette Karl. Denn in Bereichen wie Einkommen, digitale Anbindung, ärztliche Versorgung oder kommunale Daseinsvorsorge gebe es nach wie vor massive Unterschiede zwischen den Boomregionen und den abgehängten, meist ländlichen Kommunen.