BEV-Insolvenzverwalter lädt zur ersten Gläubigerversammlung
München (dpa/lby) - Knapp ein Jahr nach der Pleite des Billig-Stromanbieters BEV findet am kommenden Mittwoch in München die erste Gläubigerversammlung statt. Insolvenzverwalter Axel Bierbach teilte am Freitag mit, er werde dort über das Verfahren und die Hintergründe der Insolvenz berichten. Entscheidungen würden nicht getroffen werden, da der Geschäftsbetrieb der BEV eingestellt und kein Verkauf des Unternehmens möglich sei.
Bisher hätten Gläubiger Forderungen über 150 Millionen Euro abgemeldet. Darunter seien die angemeldeten Forderungen von 217 000 ehemaligen BEV-Kunden über 55 Millionen Euro. Die Abwicklung werde bis mindestens Ende 2022 dauern. Die Quote für die Gläubiger schätzt der Insolvenzverwalter auf unter fünf Prozent.
Der Stromanbieter hatte Bierbach zufolge ihren Kundenbestand über die Vergleichsportale Verivox und Check24 innerhalb eines Jahres, von August 2017 bis August 2018, auf 600 000 Stromkunden fast verdoppelt. "Trotz erheblicher operativer Verluste durch Niedrigpreisstrategie, hohe Kundengewinnungskosten (Provisionen) und eine hohe Wechselrate der Kunden" habe die BEV ihr Wachstum bis Sommer 2018 aus eigener Kraft finanzieren können, weil sie EEG-Umlage und Stromsteuern nur für etwa 50 Prozent ihrer Kunden weitergeleitet habe. "Die übrigen 50 Prozent verwendete sie zur Finanzierung ihres verlustreichen Betriebs." Ein Gutachter prüfe jetzt, "ob die BEV möglicherweise schon im Sommer 2018 zahlungsunfähig und überschuldet war".