Bestatter-Mord: Das Opfer ahnte seinen Tod voraus

Erich W. (†43) vereinbarte mit seinem Rechtsanwalt wöchentliche Anrufe, zum Beweis dass er noch lebt – nach Ostern 2007 blieben sie dann aus
von  Abendzeitung
...und Michael S. (54).
...und Michael S. (54). © bayernpress.com

Erich W. (†43) vereinbarte mit seinem Rechtsanwalt wöchentliche Anrufe, zum Beweis dass er noch lebt – nach Ostern 2007 blieben sie dann aus

NÜRNBERG Der von Kollegen an Ostersamstag 2007 getötete und verbrannte Bestatter Erich W. (†43) hatte schon Wochen vorher Todesahnungen. Mit seinem Anwalt Hans-Peter Bretting vereinbarte er, sich jeden Freitag um 18 Uhr bei ihm zu melden. Als kein Lebenszeichen mehr kam, erstattete dieser eine Vermisstenanzeige.

Am 2. Verhandlungstag vor dem Nürnberger Schwurgericht kamen am Donnerstag im proppenvollen Saal unglaubliche Machenschaften des Hauptangeklagten Michael S. (54) zur Sprache. Der Mann protzte offenbar nur so mit Geld, das er gar nicht hatte, doch nicht nur Erich W. fiel auf ihn herein. Auch den Mitangeklagten Bestatter Fritz P. (54) hat er finanziell ruiniert und dann als Hausl aufgenommen. Dieser gestand bereits, dass er „den Erich“ auf Geheiß von Michael S. in W.s ehemals eigenem Bestattungsinstitut mit einem Kantholz erschlug, S. habe die Leiche dann unter falschem Namen verbrennen lassen.

Opfer Erich W. hatte sein Bestattungs-Institut in Erlangen-Büchenbach dem Michael S. für 72000 Euro abgekauft. Der händigte ihm das Geld in bar aus und ließ es sich gleich wieder zurückgeben. Versprach: „In zwei Tagen hast du es wieder.“ Was nicht geschah. Stattdessen flunkerte er W. vor, ihm schwarz noch 500.000 Euro zu bezahlen, wenn er stillhalte. Kurz danach waren es gar 100 Millionen US-Dollar. Und Erich W. glaubte ihm, gierte nach den Millionen. Er war beeindruckt vom Geldkoffer, den S. ihm vor die Nase hielt („kannst du auch haben“), und vom großen Mercedes, den er fuhr – dabei war der bloß geliehen.

„Für mich ist S. der klassische Betrüger“

Erich W. war erst irritiert, als der so großkotzig auftretende, bullige S. ihm vorgeschlagen habe, seinen Hausl Fritz P. mit K.o.-Tropfen zu betäuben. Denn die beiden von ihm ausgenommenen Männer hatte der Angeklagte in einem Billig-Hotel in Erlangen untergebracht, wo sie sich ihr Schicksal erzählten. Dann, so erzählte W. seinem Anwalt weiter, sollte er dem S. helfen, den bewusstlosen Fritz P. nachts auf die Bahngleise zu legen, damit der nächste Zug ihn überfährt. Verstört vertraute dies Erich W. seinem Anwalt in Erlangen an, vereinbarte mit ihm, dass er ihn wöchentlich mindestens einmal anrufen werde, wo immer er auch sei. Damit der die Polizei einschalte, wenn die Lebenszeichen ausbleiben würden.

„Für mich ist S. der klassische Betrüger“, erklärte der Anwalt als Zeuge. Doch Warnungen hätten nichts genützt, Erich W. sei so fixiert gewesen auf die Millionen, die nicht kamen. Mittellos reiste er herum, blieb in Hotels die Übernachtungen schuldig.

Ein Monster sei der Angeklagte Michael S., wie Zeuge Harry P. (53) sagte. Er hatte für W. als auch S. gearbeitet, als der das Bestattungsinstitut kaufte. „Die Geschäfte liefen sehr gut“, sagte der Zeuge, doch S. habe Fritz P. stets schlecht behandelt.

Seltsam auch: Im Sarglager fand der Zeuge eine offene Urne mit menschlicher Asche. Überreste von W.? Auch eine Pistole war dort versteckt. Der wegen Betrugs vorbestrafte Michael S. saß schon mehrere Jahre hinter Gittern. In dritter Ehe nahm er den Namen seiner Gattin an. Der Prozess geht am Montag weiter. cis

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