Beschäftigungs-Pakt rettet 450 Arbeitsplätze
FÜRTH - Beim Fürther Werkzeug-Hersteller Kennametal bringen alle Opfer – auch die Manager verzichten auf einen Teil ihrer Gehälter
„Das waren knallharte Verhandlungen“, sagt Betriebsrats-Chef Antonio Lopez, „mehrmals standen wir vor dem Scheitern.“ Am Ende steht beim Fürther Werkzeug-Hersteller Kennametal ein Ergänzungs-Tarifvertrag, der den Mitarbeitern große Opfer abverlangt – der aber 450 Jobs an den deutschen Standorten rettet und alle 3300 Arbeitsplätze bis Ende Juni 2011 garantiert! „Wir hatten das beste Geschäftsjahr aller Zeiten“, sagt Geschäftsführer Joachim Fabry – bis die weltweite Krise über Kennametal hereinbrach. Die Firma beliefert Maschinenbauer, Auto-Hersteller und die Luftfahrt-Industrie mit Hartmetall-Werkzeugen – die Aufträge brachen auf breiter Front weg!
Die Firma reagierte schnell. Die Mitarbeiter räumten ihre Arbeitszeit-Konten ab. 260000 Arbeitsstunden waren in den Boom-Jahren aufgelaufen, heute sind die Konten im Minus. Seit Januar sind alle in Kurzarbeit, auch die Manager, die auf 18 bis 25 Prozent ihres Gehalts verzichteten. 1000 Arbeitsplätze sind trotzdem weg: 400 Leiharbeiter und 600 aus der Stamm-Belegschaft – allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen. Doch auch im Mai war noch kein Licht am Ende des Tunnels. Man sprach mit dem Betriebsrat. Die Forderung: Entweder, es wird ein zweistelliger Millionen-Betrag eingespart – oder 450 Mitarbeiter verlieren ihren Job!
Das sind die Opfer, die man bei Kennametal bringt, um die Jobs zu retten: Die Kurzarbeit geht weiter, die Manager verzichten auf zehn Prozent ihres Gehalts. Die Tarif-Erhöhung vom 1. Mai wird auf den 1. April 2010 verschoben, die Einmal-Zahlung im September entfällt. Alle verzichten auf die Hälfte ihres Weihnachtsgeldes – das Geld wird allerdings zurückerstattet, wenn es der Firma in den nächsten zwei Jahren besser geht.
Am Ende stand ein Einsparungs-Potenzial von 10,5 Millionen Euro – ein Ergebnis, das sogar die Bosse des US-Mutterkonzerns überzeugte. Für die Fürther war entscheidend, dass die hochqualifizierte Belegschaft gehalten wird – ein Wettbewerbsvorteil, wenn’s wieder aufwärts geht. Auch in Nürnberg denken viele Bosse so: Hier arbeiten zurzeit 29000 Metaller kurz – und in 90 Prozent der Fälle hat die IG Metall eine Beschäftigungs-Sicherung ausgehandelt. W. Vennemann
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