Berührt von Schönheit

Lange wirkte Jazz-Pianist Roberto Fonseca als Arrangeur und Begleiter vom Buena Vista Social Club und anderen Altherren-Bands. Beim Bardentreffen zeigt er, was solistisch in ihm steckt.
von  Abendzeitung
Thematisiert in seinen Kompositionen schwierige Lebensentscheidungen: Jazz-Pianist Roberto Fonseca aus Kuba.
Thematisiert in seinen Kompositionen schwierige Lebensentscheidungen: Jazz-Pianist Roberto Fonseca aus Kuba. © abendzeitung

NÜRNBERG - Lange wirkte Jazz-Pianist Roberto Fonseca als Arrangeur und Begleiter vom Buena Vista Social Club und anderen Altherren-Bands. Beim Bardentreffen zeigt er, was solistisch in ihm steckt.

Nach Gonzalo Rubalcaba und Omar Sosa gilt Roberto Fonseca, der beim Bardentreffen am Samstag sein Nürnberg-Debüt gibt, als erfolgreichster Tasten-Wirbelwind aus Kuba. Die Musik des Komponisten und Bandleaders, die auf dem Münchner Jazzlabel Enja erscheint, beinhaltet klassischen kubanischen Son genauso wie großen Piano-Jazz im Stile Abdullah Ibrahims. Als Solo-Künstler etablierte sich Fonseca zielstrebig und beharrlich über den lukrativen Umweg als Arrangeur und Bandleader in Bands der Alt-Stars des Buena Vista Social Club. Denn als der legendäre Ruben Gonzalez 2003 starb, rückte Fonseca nach. Er diente sich bis in die Spitzen der weltweit tourenden Senioren-Ensembles, zuletzt als Arrangeur und Pianist der Bands von Ibrahim Ferrer und Omara Portuondo. Seit einiger Zeit ist Roberto Fonseca allerdings selbst „jefe“ – der Chef – und sein Erfolg sowohl auf Weltmusik- als auch auf Jazzfestivals kommt mehr als verdient.

AZ: Señor Fonseca, der Titel Ihrer neuen CD „Akokan“ stammt aus der Sprache der Yoruba und heißt „mit Herz und Seele". Das scheint den Charakter Ihrer neuen CD sehr genau zu treffen.

ROBERTO FONSECA: Es passieren sehr viele unterschiedliche Dinge auf dieser Platte, dennoch habe ich mit Akokan ein Wort gefunden, das alle Aspekte meiner Musik durchdringt. Zuerst richtet sich der Titel an mein umittelbares Umfeld, meine Leute, deshalb habe ich nicht ein Wort aus dem Spanischen gewählt, sondern aus der Sprache der Yoruba, der rituellen Sprache der Santería-Religion.

Fühlen Sie sich der Santéria-Religion zugehörig?

Ja, ich bin ein „Sohn“ von Changò, dem Gott der Musik. Und natürlich ist Santería sehr wichtig für mich, bedeutet Stärke und Kraft für meinen Weg als Mensch und Künstler.

Mit den beiden Stücken „Cuando uno crece“ und „El flor que no cuidé“ thematisieren Sie schwierige Lebensentscheidungen.

Das ist eine existentielle Frage für mich, da man ja immer versuchen sollte, ein besserer, kompletterer Mensch zu werden und deshalb diesen Entscheidungen nicht ausweichen kann. Ein Beispiel: Man hat gerade als Musiker, der viel reist, immer wieder schwierige Entscheidungen zu treffen. Nicht am richtigen Platz zu sein, an dem man sein sollte, wenn die Familie einen braucht, war sehr schwierig. Wenn man in einem solchen Moment z.B. ganz weit weg von zuhause ist, weil man einem Publikum versprochen hat, für es zu spielen. Da in jedem Einzelfall abzuwägen, was richtig ist, fällt nicht immer leicht.

Können Sie als Musiknomade dem Reisen auch positive Aspekte abgewinnen?

Natürlich ist das Reisen sehr wichtig für einen Musiker wie mich, der seine Kunst zeigen und vervollkommnen will. Durch die unterschiedlichen Reaktionen des Publikums merkt man schnell, ob man auf dem richtigen Weg ist oder nicht. Und natürlich lernt man Neues auf Reisen – denn man sieht und hört mit eigenen Augen den Reichtum bestimmter Kulturen. Als ich z.B. auf die faszinierende Folk-Musik aus Bulgarien stieß, wollte ich meinen Landsleuten zeigen, wie farbig diese Musik ist und dass man ihr auch bei uns unbedingt Aufmerksamkeit schenken sollte.

Was ist für Sie im Rückblick die wichtigste Erfahrung ihrer Zeit in den Bands der Buena Vista Social-Club-Stars?

Leute wie Ibrahim Ferrer waren einfache, wunderbare Leute. Mich berührte ihre Schönheit und die Schönheit ihrer Musik. Vielleicht ist es das, was mich mehr als alles andere beeindruckt hat. Interview: Spark

Roberto Fonseca spielt beim Bardentreffen am Samstag, 21 Uhr, in der Katharinenruine

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