Berühmteste Baustelle der Stadt: Experten erkunden sie von unten

Bei der Sanierung des Kettenstegs geht es jetzt in die entscheidende Phase. Die Behelfsgerüste verschwinden bald. Kommunalpolitiker und Architekten begutachteten den Fortschritt
von  Abendzeitung
Noch erinnert nichts an das ehemals prächtige Bauwerk, das im Winter – noch viel prächtiger – seine Wiedergeburt feiert.
Noch erinnert nichts an das ehemals prächtige Bauwerk, das im Winter – noch viel prächtiger – seine Wiedergeburt feiert. © bayernpress.com

Bei der Sanierung des Kettenstegs geht es jetzt in die entscheidende Phase. Die Behelfsgerüste verschwinden bald. Kommunalpolitiker und Architekten begutachteten den Fortschritt

NÜRNBERG „Da sieht die ganze Stadt gleich ganz anders aus“, sagt der Kapitän und dreht mit seinen Passagieren nach Westen ab. Die Passagiere sind Karlheinz Kubanek, Chef der städtischen Super-Behörde SÖR, SPD-Stadträtin und Städtebauexpertin Christine Kayser, Werner Geim, Vorstand des Architektenvereins Baulust, Bürgermeister Horst Förther und Umweltreferent Peter Pluschke. Der Kapitän ist von der Wasserwacht und chauffierte die illustre Schar am Samstagnachmittag auf der Pegnitz im Schlauchboot ein paar Mal unter dem Kettensteg hindurch. Der ist nämlich noch bis Jahresende Nürnbergs berühmteste Baustelle – und es tut sich was!

„Die Behelfsgerüste verschwinden bald“, erklärt Kubanek. „Die anderen Bauteile sind gerade noch im Werk.“ Bis Weihnachten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Besucher des Christkindlesmarktes können schon über das renovierte Bauwerk flanieren.

50.000 Euro fehlen noch

Die erste freischwebende Brückenbau- Konstruktion Europas aus dem Jahre 1824 schwebte lange Zeit gar nicht so frei: Die vergangenen 79 Jahre hing die von Konrad Georg Kuppler ersonnene Hängebrücke nicht mehr. Schon 1931 wurde aus Kostengründen auf eine Sanierung verzichtet. Stattdessen bockte man das Bauwerk auf im Pegnitz-Bett verankerte Holzpfeiler auf. Auch ein zusätzlicher Träger aus Stahl wurde eingelassen – der ursprüngliche Charakter war dahin.

Letztes Jahr musste die marode Fußgängerbrücke dann gesperrt werden. Bald soll der Kettensteg – zumindest optisch – wieder im Originalzustand zu bewundern und zu benutzen sein. Gemeinsam mit den Architekten von Baulust erarbeitete die Stadt ein Konzept, das Pylonen, Kettenzug und Hänger in den Originalzustand zurückversetzt. Um modernen Sicherheitsstandards Rechnung zu tragen, wird ein zusätzlicher Stahlträger für mehr Stabilität sorgen. Er wird allerdings unsichtbar bleiben.

Bei der Besichtigung per Boot über die Pegnitz konnten sich die Verantwortlichen erstmals ein direktes Bild von der Baustelle machen, an der noch gar nichts die Pracht der vollendeten Brücke erahnen lässt. Das Projekt kostet insgesamt 1,3 Millionen Euro. 300.000 davon wurden durch Spenden finanziert. „Jetzt fehlen uns nur noch 50.000 Euro“, sagt Kubanek.

Steffen Windschall

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