Berühmter Dom in Bayern bietet neue Perspektiven und echte Sensationsfunde

Freising - Verhau sei kein Wort für das, was man hier vor wenigen Wochen noch vorgefunden habe, sagt Marc-Aeilko Aris, Domrektor des Freisinger Doms. Kleidung habe hier gelegen, Stoffe. Was noch, erfährt man nicht genauer.
Er steht in der Oberen Sakristei des Freisinger Doms, die bislang der Öffentlichkeit verborgen war. Bislang, denn ab Donnerstag kann jeder dort hinein und durch die Räumlichkeiten spazieren. Und dafür hat man alles schön hergerichtet.

Im Rahmen des 1300-jährigen Bistumsjubiläums laden das Diözesanmuseum und die Domkirchenstiftung zu einem Rundgang über den Domberg ein. Und der führt nicht nur durch die frisch restaurierte Krypta und die Maximilianskapelle – sondern auch durch mehrere historische Räume, die bisher für die Besucher nicht zugänglich oder wegen Renovierung lange verschlossen waren.
Pink ist die Farbe der Sonderausstellung auf dem Freisinger Domberg
"724. Männer. Macht. Geschichten" heißt die Sonderausstellung, die begleitend zur Bayerischen Landesausstellung angeboten wird. 25 Stationen sind es, die über den Domberg führen. 25 Stationen, die je einem Mann gewidmet sind und seinem Verhältnis zur Macht. "Denn dieser Berg ist kein Frauenberg", sagt Aris. Heute schon, aber in der Geschichte seien es einfach Männer gewesen, die die Macht über ihn hatten.
Den provokanten Titel habe man mit Absicht so gewählt. Und dann versucht, damit spielerisch umzugehen. So werden die Geschichten der Männer von zwei Frauen erzählt und kommentiert – Autorin Alexandra von Poschinger schrieb die Texte, Schauspielerin Adele Neuhauser hat sie eingesprochen. Die Farbe der Ausstellung ist Pink.
Einer der Höhepunkte neben der renovierten Maximilianskapelle ist die Korbinianskrypta, die vom schwarz-grauen Ruß befreit wurde. "Vor 20 Jahren hatten wir das erste Treffen dazu", sagt Aris. "Einige von damals leben auch noch."

Ausstellung im Dom in Freising: Der Raum strahlt in Reinheit
Die Altäre wurden beseitigt, die Wände und Decken vom Schmutz befreit – der Raum mit seinen weißen Säulen strahlt nun in Reinheit. Und dann ist da noch ein Sensationsfund zu sehen, den man bei den Arbeiten gemacht hat: das Wandgemälde eines Christuskopfes auf dem Schweißtuch der Veronika.

Doch nicht nur neue Räume und Sensationsfunde gibt es zu bestaunen – die Ausstellung lädt auch dazu ein, neue Perspektiven einzunehmen: Mit einer Virtual-Reality-Brille kann man den Domplatz um 1690 begutachten – voller sich herumtummelnder Menschen, Pferde und Kutschen. Und im Altarbereich des Freisinger Doms steht nun eine Fläche aus zusammengeschobenen Hockern – auf der man liegend "das Deckengewölbe mal etwas anders erleben kann", sagt Aris. "Bei halbwegs guter Verfassung kann man danach auch wieder aufstehen."
Info: Die Sonderausstellung läuft vom 9. Mai bis zum 3. November 2024. Geöffnet: Montag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen von 12 bis 17 Uhr.