Bernsteinzimmer - begraben in der Oberpfalz?

Ein geheimes Fernschreiben aus der Nazi-Zeit löst einen Goldrausch aus. Das Dokument wurde im Nachlass von SS-Chef Himmler entdeckt.
von  Abendzeitung

Ein geheimes Fernschreiben aus der Nazi-Zeit löst einen Goldrausch aus. Das Dokument wurde im Nachlass von SS-Chef Himmler entdeckt.

REGENSBURG Liegt in einem der zahllosen Keller und Stollen, die es auf dem Gemeindegebiet von Pfatter (Oberpfalz) gibt, möglicherweise ein Goldschatz aus der Nazizeit verborgen? Oder ist dort gar das verschollene, sagenumwobene Bernsteinzimmer zu finden? Ein bislang unbekanntes Fernschreiben aus der Hinterlassenschaft des berüchtigten SS-Chefs Heinrich Himmler lässt diesen Schluss durchaus zu. Ein Historiker hat das brisante Schreiben im Münchner Institut für Zeitgeschichte entdeckt.

Bürgermeister Josef Heuschneider drückt zwar noch etwas auf die Euphorie-Bremse, den Goldrausch, der die Dorfbewohner erfasst hat, kann er aber trotzdem nicht aufhalten. Mit Schaufel und Spitzhacke durchforsten die Einheimischen jeden Winkel ihres Heimatortes. Und der Fund eines Landwirts hat die Stimmung nun noch mehr aufgeheizt. Er fand in seinem Keller eine Vielzahl von Brocken, die sich nach einer Säuberung als Bernsteine entpuppten. Jetzt ist der Teufel erst richtig los.

Das Fernschreiben, das aus den gemütlichen Dorfbewohnern umtriebige Schatzsucher machte, wurde in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 abgeschickt. „Befinden uns zur Zeit in Pfatter bei Regensburg, Oberpfalz, Telefon Nr. 8. Aus Weimar abtransportiert wertvolles Material, Werkzeuge und Maschinen mittels Lkw und Waggon. Endgültiger Standort wird durch Kurier mit ausführlichem Bericht gemeldet“, heißt es in der als „geheim“ klassifizierten Nachricht an die 3. SS-Panzer-Division „Totenkopf“.

Könnte sich bei dem „wertvollen Material“ um das legendäre Bernsteinzimmer handeln?

Ein Umstand, der die Spekulation weiter anheizt, es könnte sich bei dem „wertvollen Material“ tatsächlich um das legendäre Bernsteinzimmer handeln, sind Absender und Empfänger des Fernschreibens. Beide, die SS-Hauptsturmführer Kuppelmaier und Dümmer, waren in den letzten Kriegstagen nicht nur mit dem Transport sensibler Güter beauftragt. Beide hielten sich auch in Danzig auf, wo sich die Spur des Bernsteinzimmers verliert.

Dr. Klaus Lankheit vom Institut für Zeitgeschichte glaubt eher nicht an die Bernsteinzimmer-Theorie. Zur AZ sagte er: „Meines Erachtens wäre die Nachricht noch geheimer übermittelt worden. Nicht per Fernschreiben.“ Trotzdem geht auch er davon aus, dass der Transport äußerst wertvoll gewesen sein muss. Dafür spricht seiner Ansicht nach auch die Tatsache, dass SS-Reichsführer Heinrich Himmler eine Kopie des Fernschreibens erhielt. Der mächtige Nazi ließ das Original zusammen mit unzähligen anderen Schriftstücken in Kisten vergraben. Die Dokumente, 6000 Stück, wurden nach dem Krieg entdeckt und lagern jetzt im Institut für Zeitgeschichte.

Hauptsturmführer Kuppelmaier hinterließ nach den Recherchen des Buchautors Karl Bernd Esser („Hitlers Gold“) in Pfatter auch noch ein anderes, unheimliches Relikt. Ludwig S., zu Zeiten der Nazi-Herrschaft Chef des Volkssturm in der oberpfälzischen Gemeinde, lagerte für ihn einen Koffer und Kisten ein, die Kuppelmaier nach dem Krieg wieder abholen wollte, aber nie mehr erschien. Später fanden sich in den Kisten Lampenschirme – aus Menschenhaut.

An derart grausigen Relikten sind die modernen Schatzjäger mehr als 60 Jahre nach Kriegsende nicht interessiert. Sie orientieren sich lieber an einem Fund im Salzburger Land. Dort entdeckte die US-Army vier Tonnen Goldmünzen verpackt in Leinensäcken unter einer Scheune.

Helmut Reister

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.