Berchtesgadener Land: Weg zu größter Touristenattraktion ihrer Art verschüttet

Update: Inzwischen wurde der Weg freigeräumt, die Eishöhle in Berchtesgaden soll ab dem 14. Juni wieder begehbar sein. Mehr dazu hier in der AZ.
Ein gewaltiger Felsrutsch hat Deutschlands größte besuchbare Eishöhle in Marktschellenberg unzugänglich gemacht. "Momentan bin ich fast am Verzweifeln. Ich dachte, mich trifft der Schlag", sagt Helfried Unterberger, Vorsitzender des Vereins für Höhlenkunde Schellenberg, wenige Stunden nachdem er davon in Kenntnis gesetzt wurde. Etliche dutzend Kubikmeter Geröll waren am Sonntag vom Untersberg abgegangen – nach mehreren heftigen Gewittern und Starkniederschlag.
Die Bilder gleichen einem Schauplatz der Verwüstung: Kleine und große Felsen übersäen das steile Gelände. Die Gerölllawine muss mit lautem Karacho abgegangen sein. Am Sonntag war ein Unwetter über der Region abgegangen, begleitet von starken Gewittern. Helfried Unterberger weiß: "Vor uns liegt nun ein großer Berg an Arbeit."

Die Eishöhle in Marktschellenberg war erst kürzlich wieder offiziell eröffnet worden. Sie gilt als eine der beliebtesten Attraktionen des kleinen Ortes, der direkt an der Grenze zu Österreich liegt. Seit Kurzem finden wieder Führungen statt. Mehrere tausend Gäste besuchen die Eisschauhöhle mit rund 60.000 Kubikmetern Eis pro Jahr. Die Wege um das einzigartige Naturphänomen in 1570 Metern Höhe sind nun verschüttet.
Mit Maschinen kommt man nicht hin
Markus Preinfalk, der Sprecher der Eishöhlenführer, hatte den Maximalschaden am Montag entdeckt und sofort eine Nachricht an Helfried Unterberger ins Tal gesandt: In der Nacht habe eine Steinlawine den Weg verschüttet. Dabei sei ein Stück des Weges abgerutscht, schrieb der Höhlenexperte an seine Kollegen. Daraufhin wurde das beliebte Ausflugsziel für bergaffine Besucher sofort gesperrt. Verletzt wurde bei dem Felsrutsch nach aktuellem Kenntnisstand niemand.
Die Lawine war von den steilen Wänden des Untersbergs (1973 Meter) abgegangen und hunderte Meter weiter unten liegen geblieben. "Mit Maschinen kommt man dort nicht hin", sagt Vorsitzender Helfried Unterberger. Den ganzen Montagnachmittag verbrachte er mit Telefonaten. Denn klar ist: "Wir brauchen nun echte Hilfe von Freiwilligen." Der Verein, dessen Vorsteher Unterberger ist, ist personell überschaubar, die Mitglieder seien "60 plus". Seit Jahren kümmern sich die Vereinsmitglieder darum, das begehbare Naturschauspiel am Untersberg am Leben zu halten und weiterhin Führungen im teils mehr als 20 Meter dicken Eis anzubieten.

3,6 Kilometer sind erforscht
Rund ein Kilometer des Weges, der von oben zur Höhle führt, ist verschüttet oder zerstört worden. Eine bislang nicht zu beziffernde Masse an schwerem Gestein ruht im Umfeld der Eishöhle, deren erforschte Länge im Berg mehr als 3,6 Kilometer beträgt. Die Verwaltung der Biosphärenregion Berchtesgadener Land, sagt Unterberger, habe schon Hilfe angekündigt und wolle für personelle Unterstützung sorgen. "Wir brauchen jetzt jeden weiteren, der uns unterstützen möchte."
Dass es in der Vergangenheit durchaus mal kleinere Steinabgänge gegeben hat, sei normal in solch einer Bergregion, sagt Unterberger. Aber ein so massiver Felsrutsch? "Das gab es noch nie."
"Wir werden nochmal arbeiten müssen"
Aktuell gehe es nun darum, die Felsen zu beseitigen und den Steig so zu sichern, dass er wieder begehbar ist und die Höhle eröffnet werden kann. "Die höchste Priorität hat aber die Sicherheit der Besucher", so Unterberger. Ob der Pfad Ende der Woche schon wieder freigegeben werden kann, ist fraglich. "Wir werden in jedem Fall in der kommenden Woche mit einem Helferteam aufsteigen und dann nochmal arbeiten müssen."
Freiwillige Helfer können unter info@eishoehle.net Kontakt mit Helfried Unterberger aufnehme
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