Benzin zu teuer: Fährt die Polizei bald weniger Streife?
NÜRNBERG - Die Spritpreise meißeln den Verantwortlichen im Nürnberger Polizeipräsidium tiefe Sorgenfalten ins Gesicht. Einzelne Dienststellenleiter machen sich nach AZ-Informationen Gedanken darüber, ob Streifenfahrten zu Lasten der Sicherheit nicht bald eingeschränkt werden müssen.
Dass der Super-GAU bisher nicht eingetreten ist, ist nach offizieller Darstellung des Polizeipräsidiums nur auf glückliche Umstände zurückzuführen. Behördensprecher Peter Grösch: „Wir haben gerade in jüngster Zeit viele Benziner durch Diesel-Fahrzeuge ersetzt. Und die verbrauchen deutlich weniger Sprit.“ Allerdings räumt auch er ein, dass noch weiter explodierende Preise das Fass zum Überlaufen bringen könnten.
Streifenwagen vertankten Sprit für 2,5 Millionen Euro
2007 schluckten die 1000 Fahrzeuge des Polizeipräsidiums Mittelfranken Benzin für sage und schreibe 2,5 Millionen Euro. Mit diesem Budget hoffen die Verantwortlichen auch in diesem Jahr über die Runden zu kommen. Weitere drastische Preissteigerungen könnten dieser Kalkulation jedoch einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen. „Dann müssten wir uns wirklich etwas einfallen lassen“, erklärte Grösch.
Polizeibeamte, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, berichten jedoch davon, dass sie von Vorgesetzten schon jetzt zum Spritsparen angehalten wurden. Rainer Nachtigall von der Deutschen Polizeigewerkschaft kennt das Problem natürlich auch. Er will aber von einem Horror-Szenario derzeit nichts wissen: „Ungeachtet der Preisentwicklung wird gegenwärtig kein Streifenwagen wegen Spritmangels stehen bleiben.“ In der Vergangenheit habe im Notfall, wenn das Sprit-Budget der Dienststellen überschritten war, das Innenministerium oder das Präsidium mit einer Aufstockung geholfen.
"Wir sind machtlos"
Auch die Fuhrparks anderer öffentlicher Einrichtungen sind durch die hohen Sprit-Kosten betroffen. Es drohen gewaltige Mehr-Kosten - auch für die Bürger:
Beispiel Rotes Kreuz: Rettungsdienst, Fahrdienst, ambulanter Dienst, Recycling-Truppe, Essen auf Rädern, Hausnotruf – mit 136 Fahrzeugen ist das Rote Kreuz in Nürnberg unterwegs. „Wir merken die Spritpreise an der Abrechnung, was das in der Masse macht, wissen wir noch nicht“, so Sprecherin Daniela Panzer. Sie fordert die Politiker auf, die Sprit-Explosion einzudämmen: „Es trifft schließlich jeden“.
Beispiel Müllabfuhr: Die Stadt Nürnberg hat ca. 700 Fahrzeuge, darunter 100 für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (ASN). Sprit für 1,3 Millionen Euro brauchten die Autos 2007 – ein Plus von 10 Prozent gegenüber 2006. In dem Rahmen dürfte sich auch die nächste Steigerung für 2008 bewegen. Klaus Endres vom ASN: „Wir sind machtlos.“
Beispiel VAG: Von den 180 Bussen der VAG laufen 44 Prozent mit Erdgas. Zusammen schlucken die Busse für fünf Millionen Euro Diesel und Gas pro Jahr. Für 2008 gibt es eine Prognose: Um 30 Prozent wird der Verbrauch steigen, fürchten die Verantwortlichen der VAG. Die logische Konsequenz trifft alle Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs: Die Tickets werden teurer – ab 1. Januar 2009 im Schnitt um 2,9 Prozent.
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