„Beleidigung der Bürger“

„Ein gefährlicher Weg in ein geistig-moralisches Zwielicht“. Im Vorfeld der Proteste übte Charlotte Knobloch, Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Kritik an Nürnberg.
NÜRNBERG Scharfe Attacken reitet Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden, gegen Nürnberg: Sie sieht die ehemalige Stadt der Reichsparteitage auf „einem gefährlichen Weg in ein geistig-moralisches Zwielicht“ und meint damit die beiden Rechtsextremen im Stadtrat. Als „ungeheure Instinktlosigkeit“ empfindet Knobloch, dass die NPD gestern am jüdischen Altersheim und der Kultusgemeinde vorbei demonstrieren durfte. OB Ulrich Maly und Arno Hamburger, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), reagieren mit „Erstaunen, Verwunderung und Unverständnis“.
Hamburger: „Die Route wurde mit mir minutiös abgesprochen“. Und wenn Frau Knobloch behaupte, die beiden Rechten im Stadtrat seien „mehr als ein brauner Fleck auf der mühsam rein gewaschenen Weste der Stadt, dann ist das eine Beleidigung der Bürger“. Ein Anruf bei Hamburger hätte für Aufklärung gesorgt – doch der sei ausgeblieben.
Auch Maly ist „enttäuscht“ über Knobloch. Selbstverständlich sei ein Verbot des Nazi-Aufzugs geprüft worden. Doch solange die NPD nicht verboten ist, können auch Demos nicht verboten werden.
Dass Knobloch den gestrigen Aufmarsch als Folge der „diffus-rechtsextremistischen Stimmung eines ganzen Milieus“ sieht, das sich laut Knobloch „in Nürnberg offenbar breit gemacht hat“, ist für Maly schlicht „falsch“.