Diese bekannte Fachschule in Bayern muss schließen: "Ist ein Verlust für die Bildungslandschaft"

AZ: Frau Linnberg, was haben Sie gedacht, als Sie von der Schließung der Steigenberger Hotelakademie in Bad Reichenhall erfuhren? Was bedeutet das für die Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe für das Berchtesgadener Land?
OLYA LINNBERG: Dass die traditionsreiche Steigenberger Akademie bald schließen wird, das bedauern wir Hoteliers und Gastronomen sehr. Die Nachricht ist definitiv ein Verlust für die Bildungslandschaft im Landkreis. Unsere Region ist vom Tourismus stark geprägt. Deshalb ist es für uns natürlich wichtig, auch weiterhin Fachkräfte ausbilden zu können. Der Wegfall einer ganzen branchenspezifischen Lehreinrichtung ist schmerzlich.
Trotz Schließung der Steigenberger Akademie: Hotelfach ist beliebtester Ausbildungsberuf
Die Ausbildung zur Hotelfachmann/Hotelfachfrau war im vergangenen Jahr der beliebteste IHK-Ausbildungsberuf im Landkreis. Wie blicken Sie dahingehend nun in die Zukunft?
Natürlich freuen wir uns, dass sich die Ausbildung zum Hotelfachmann/-fachfrau immer größerer Beliebtheit erfreut. Das war in der Vergangenheit ja auch nicht immer so. Unsere Beherbergungsbetriebe und Gaststätten gehören außerdem zweifellos zu den größten Arbeitgebern im Landkreis. Die große lokale Bedeutung der Branche wird mit Sicherheit ein Grund für die steigende Zahl an neuen Azubis sein.

Wenn Sie als Dehoga-Kreisvorsitzende mal auf die Betriebe schauen: Wie kritisch ist die Nachfrage nach Fach- beziehungsweise Arbeitskräften vor Start der Saison?
Da bin ich zuversichtlich, dass unsere Betriebe alles dafür tun werden, um durch attraktive Arbeitsbedingungen Fachkräfte für sich zu gewinnen. Noch können Arbeitskräfte nach wie vor recht schnell rekrutiert werden. Bei Fachkräften mit soliden deutschen Sprachkenntnissen sieht es hingegen schon ganz anders aus.
Am Königssee musste die bekannte Gaststätte St. Bartholomä einen Monat lang schließen, weil sich die Suche nach Köchen schwierig gestaltet. Könnte anderen Betrieben dieses Jahr ein ähnliches Schicksal blühen?
Das hoffen wir nicht.
Sie führen selbst mehrere Hotels in Berchtesgaden. Wie ist die Lage bei Ihnen?
Natürlich beschäftigt auch uns das Thema Personal. Aktuell sind wir Gott sei Dank noch sehr gut aufgestellt. Wir sind darin bestrebt, unser Personal durch die Einführung eines Bonussystems und übertariflicher Entlohnung an unseren Betrieb zu binden.
Mehr Selbstbedienung? "Personal ist wesentlicher Bestandteil unserer bayerischen Gastfreundschaft"
Werden sich Gäste künftig daran gewöhnen müssen, im Hotel auf weniger Personal zu stoßen? Mehr Selbstbedienung statt Dienstleistung also? Was erwarten Sie?
Auch wir versuchen, Arbeitsprozesse mithilfe der immer besser werdenden Software-Lösungen zu automatisieren. In diesen Bereichen kann der Fachkräftemangel zumindest etwas kompensiert werden. Ich bin aber davon überzeugt, dass der direkte menschliche Kontakt zu den Gästen durch keine Maschine ersetzt werden kann. Dies gilt besonders in unserer Urlaubsregion. Sie bietet den Gästen so viele Möglichkeiten. Eine gute Beratung durch geschultes Personal ist wesentlicher Bestandteil unserer bayerischen Gastfreundschaft – und auch unserer Herzlichkeit. Es ist einer der wichtigsten Gründe, warum die Menschen aus aller Welt zu uns kommen.
Zur Person: Die gebürtige Russin ist seit 2022 Kreisvorsitzende beim Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) im Berchtesgadener Land. Mittlerweile betreibt die studierte Bankerin drei Hotels in Berchtesgaden.