Bekannte des Angeklagten sagt im Fall Baumer aus

Hat ein Krankenpfleger seine Verlobte mit Medikamenten getötet, weil er sich in eine Patientin verliebt hatte? Vor Gericht in Regensburg sagte die Frau als Zeugin aus: Nach einem anfänglich freundschaftlichen Kontakt fühlte sie sich von dem Mann bedroht.
dpa |
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Der im Fall Maria Baumer Angeklagte im Verhandlungssaal des Landgerichts in Regensburg. Foto: Armin Weigel/dpa/Archivbild
dpa Der im Fall Maria Baumer Angeklagte im Verhandlungssaal des Landgerichts in Regensburg. Foto: Armin Weigel/dpa/Archivbild

Regensburg (dpa/lby) - Im Prozess um den gewaltsamen Tod von Maria Baumer hat eine Bekannte des Angeklagten vor dem Landgericht Regensburg ausgesagt. Die 27-Jährige war 2012 eine Patientin des Krankenpflegers, dem vorgeworfen wird, seine Verlobte Baumer mit einem Mediamenten-Mix getötet und die Leiche vergraben zu haben. Der 35-Jährige muss sich wegen Mordes verantworten.

Die Zeugin berichtete, von Februar bis August 2012 und ab Ende 2013 einige Zeit wegen Depressionen in stationärer Behandlung gewesen zu sein. Zwischen ihr und dem Pfleger habe sich eine Freundschaft entwickelt, die ihr vor allem nach dem zweiten Aufenthalt jedoch zu viel geworden sei.

Sie habe den Kontakt abzubrechen versucht, jedoch auch nicht unhöflich sein wollen. Sie habe sich zunehmend unwohl in der Gegenwart des Mannes gefühlt, der sie auch immer wieder berührt habe - wohlwissend, dass sie durch eine frühere Gewalterfahrung traumatisiert wurde und unter Berührungsängsten litt.

Zudem habe sie den Eindruck gehabt, er könnte ihr nach der Entlassung aus der Klinik bei Besuchen in ihrer Wohnung K.o.-Tropfen in Getränke gemischt haben- Sie sei sehr plötzlich müde geworden. Der Vorsitzende Richter sprach die 27-Jährige auf Blut- und Urintests im April 2014 an, bei denen Lorazepam festgestellt worden sei - das gleiche Mittel, mit dem auch Baumer vor ihrem Tod betäubt worden war. Die Zeugin führte das auf Tee zurück, den sie am Abend zuvor mit dem nun Angeklagten getrunken hatte. Sie sei danach direkt eingeschlafen. Morgens sei der Mann neben ihr im Bett gelegen.

Die Frau berichtete, sie habe jenen Tag mit Freunden verbracht, der Pfleger sei auf Initiative einer Freundin dabei gewesen. Sie habe das eigentlich nicht gewollt. Als sie später im Bus nach Hause gefahren sei, sei der Pfleger neben ihr sitzen geblieben, obwohl er an einer früheren Haltestelle hätte aussteigen müssen, und habe vorgeschlagen, auf einen Tee mit zu ihr zu kommen.

Unter Tränen sagte die Frau, sie habe das zugelassen, weil sie den Mann nicht habe vor den Kopf stoßen wollen und weil sie sich habe beweisen wollen, ihre eigenen Ängste überwinden zu können. Sie habe ein ungutes Gefühl gehabt und sich vorgenommen, den Tee nicht aus den Augen zu lassen. Jedoch habe der Pfleger sie um ein Taschentuch gebeten, weswegen sie kurz ins Bad gegangen sei. Den Tee habe sie doch getrunken. Sie meinte, sie reagiere mit ihrer Angst sicherlich über und wenn sie den Tee trinke, sei der Mann schneller wieder weg.

Die Zeugin, die wegen ihrer Traumatisierung nach eigenen Angaben bis heute ambulant in Behandlung ist und Ende 2013 einen Suizidversuch unternommen hatte, wurde vom Richter und den Anwälten mit besonderer Rücksicht befragt, um sie nicht zusätzlich zu belasten. Tapfer und mit großer Klarheit reflektierte sie das Geschehen aus ihrer Sicht.

Die Frau war im Laufe der Jahre immer wieder im Fall Baumer befragt worden. Der Richter sagte an die Frau gewandt, sie werde sich sicher fragen, wann das endlich aufhöre. Jedoch sei die erneute Aussage wichtig, weil es für den Angeklagten "um sehr, sehr viel geht".

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 35-Jährigen vor, Maria Baumer im Mai 2012 umgebracht zu haben, um für eine Beziehung mit der Patientin frei zu sein. Zudem soll er mit dem Verschwinden seiner Verlobten den Abbruch seines Medizinstudiums begründet haben. Pilzsammler fanden im Herbst 2013 die Leiche Baumers in einem Wald. Damals geriet der Verlobte ins Visier der Ermittler, kam aber wieder auf freien Fuß.

Ende 2019 wurde der Mann erneut festgenommen. Mit neuen technischen Methoden hatten Experten an Kleidung und Haaren des Opfers Medikamenten-Rückstände festgestellt. Der Angeklagte soll kurz vor dem Verschwinden der Frau unter anderem nach "Lorazepam letale Dosis" und "der perfekte Mord" gegoogelt haben. Bislang schwieg er im Prozess. Sein Anwalt will einen Freispruch erwirken.

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