Bei Großbränden gibt es ein Wasserproblem!
Die Wassermassen überfordern das System – immer noch! Ein früheres Brand-Opfer klagt an, der Feuerwehr-Chef räumt den Mangel ein.
NÜRNBERG Für Thomas Barth (48) war der Großbrand am Kohlenhof ein Déjà vu: An der Stelle, wo Montagnacht die Flammen loderten, brannte am 22. Mai 1998 seine „Grüne Halle“ nieder. Und die Vorwürfe, es habe nicht genügend Löschwasser gegeben, sind für ihn altbekannt. „Es ist doch jetzt wieder so: zu wenig Löschwasser und nicht funktionierende Hydranten – wie bei mir damals.“
Er weiß, wie sich Boxer Alexander Awdijan, der Motorradhändler und der Discobesitzer jetzt fühlen. Diese Menschen haben durch den Brand, dessen Ursache noch unklar ist, ihre Existenz verloren. So wie er und seine Frau damals. Ihm liegt ein Einsatzbericht der Feuerwehr von der Unglücksnacht 1998 vor. Unter Punkt 2 heißt es „Der Überflurhydrant an der nordwestlichen Seite, oberhalb des Steinbühler Tunnels, ließ sich nicht öffnen. Ein Unterflurhydrant nördlich der Brandstelle war unter der Abdeckung mit Erdreich gefüllt.“ Punkt 3: „Die alleinige Wasserlieferung der Hydranten im Bahngelände war unzureichend.“
„Was, wenn der nächste Brand in einer vollen Disco ausbricht?"
Anwalt Klaus Ehbauer vertrat die Barths, sie wollten einen Prozess gegen die Bahn als Eigentümerin des Geländes anstrengen. Ehbauer: „Man hätte der Bahn vorwerfen können, dass sie als Eigentümerin und Vermieterin für Schutz hätte sorgen müssen. Ich hätte Lust gehabt, diesen Prozess zu führen“, doch die Barths konnten das Verfahren nicht zahlen.
Zehn Jahre später die gleiche Situation. Feuerwehr-Chef Volker Skrok: „Ja, wir hatten zu wenig Wasser. Doch bei einem Großbrand ist das normal. Wir hätten überall in der Stadt das gleiche Problem.“ Ein Ringleitungssystem speist die Hydranten. Je weiter weg die Hydranten vom Großfeuer stehen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass genügend Druck in den Schläuchen ist. „In den Löschzügen haben wir fürs erste Wasser. Die Verzögerung tritt dann ein, wenn die Schläuche bis zu 800 Meter weit verlegt werden müssen. Es würde nichts nutzen, wenn mehr Hydranten am Kohlenhof stehen würden, bei der Menge Löschwasser, die wir brauchen, muss das Wassernetz zusammenbrechen.“ Ein Hydrant funktionierte nicht. „Er war nicht freigeschalten.“ Es ist der vom Steinbühler Tunnel, 1998 ließ er sich nicht öffnen. Barth: „Was, wenn der nächste Brand in einer vollen Disco ausbricht – und es wieder zu wenig Wasser gibt?“
sw
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