Behindertes Kind vernachlässigt: Mutter und Freund angeklagt
NÜRNBERG/FÜRTH - Sie gaben die Vernachlässigung zu: In Nürnberg werden eine 29-jährige Mutter und ihr Lebensgefährte angeklagt, weil sie den fünfjährigen behinderten Sohn in seinem eigenen Kot und Urin liegen ließen.
Sie hatte ihren behinderten Sohn wochenlang vernachlässigt, am Ende rang der Fünfjährige mit dem Tod - gegen die 29 Jahre alte Mutter hat die Staatsanwaltschaft Nürnberg- Fürth nun Anklage wegen Misshandlung und Verletzung der Fürsorgepflicht erhoben.
Ihrem drei Jahre älteren Lebensgefährten werfen die Ermittler Misshandlung Schutzbefohlener vor, heißt es in einer Mitteilung vom Montag. Die Mutter sitzt seit Bekanntwerden des Falles im August 2010 in Untersuchungshaft. Die 29-Jährige und ihr Lebensgefährte haben die Vernachlässigung eingeräumt; zu ihren Motiven hüllen sie sich aber in Schweigen.
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft begann das Leiden des Kindes mit dem Umzug der 29-Jährigen von Hessen zu ihrem Freund nach Fürth am Jahresanfang 2010. Bis dahin habe sich die Frau fürsorglich um den Kleinen gekümmert. Sie habe ihr behindertes Kind regelmäßig zum Arzt und zur Krankengymnastik gebracht und dafür gesorgt, dass es nach einem ärztlichen Ernährungskonzept mit einer Spezialnahrung über eine Magensonde versorgt wurde, heißt es.
Dann aber habe sie das Kind zusehends vernachlässigt, stellten die Ermittler fest. Die Frau habe weder für eine regelmäßige ärztliche Betreuung noch für den Besuch bei der Krankengymnastik gesorgt. Statt mit Spezialnahrung habe sie den Buben mit Babybrei aus dem Discounter gefüttert. Und auch seine Artzney habe die 29-Jährige dem Kind nicht mehr verabreicht. Als Folge sei der Bub ausgetrocknet. Kot und Urin, in dem es tagelang habe liegen müssen, hätten die Haut des Kindes verätzt. Erst als sich sein Zustand dramatisch verschlechterte, rief die Mutter den Rettungsdienst. Inzwischen sei das Kind wieder wohlauf, Spätfolgen seien aber nicht auszuschließen.
dpa
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