Befreit von Drogensucht

Über-Vater und Karriere- Kampf: John Lee Hooker Jr. ist Eröffnungsgast beim Rother Blues-Festival.
von  Abendzeitung
Mit neuem Lebensgefühl in die Rother Kulturfabrik: John Lee Hooker Jr. singt am Samstag von seinem Überlebenskampf gegen die Fährnisse des Lebens – „All Odds Against Me“.
Mit neuem Lebensgefühl in die Rother Kulturfabrik: John Lee Hooker Jr. singt am Samstag von seinem Überlebenskampf gegen die Fährnisse des Lebens – „All Odds Against Me“. © Veranstalter

NÜRNBERG - Über-Vater und Karriere- Kampf: John Lee Hooker Jr. ist Eröffnungsgast beim Rother Blues-Festival.

Im Moment mag der Bluessänger John Lee Hooker Jr. noch nicht so berühmt sein wie sein (Über-)Vater John Lee Hooker – aber die Dinge ändern sich gerade mächtig. Überzeugen kann man sich von den energiegeladenen Blueskünsten des 57-jährigen, der auf ewig „Junior“ ist,. beim Eröffnungskonzert der 18. Rother Bluestage am 27. März um 20 Uhr in der Kulturfabrik. Das Leben meinte es nicht immer wirklich gut mit Junior, der als verzogene, verwöhnte Plage beschrieben wird. Sehr früh kam er auf die schiefe Bahn, die er erst nach dem Tod seines Vaters verließ. Drei Jahre danach veröffentlichte John Lee Hooker Jr. dann seine erste CD „Blues with Vengeance“ – und erhielt in Folge eine Grammy-Nominierung nach der anderen. Es scheint fast so, dass sein übergroßer Vater John Lee Hooker erst sterben musste, damit sein Sohn mächtig ins Leben eintreten und selbstbewusster Künstler werden durfte. Auf seinem neuen Album „All Odds Against Me“ konfrontiert sich John Lee Hooker nun einerseits mit seiner dunklen Vergangenheit und feiert gleich zeitig seine Wiederauferstehung mit großer Überzeugungskraft. Wir sprachen mit John Lee Hooker Jr.

AZ: Mr. Hooker, sprechen wir über Ihr Leben, Ihre Karriere und speziell über Ihr neues Album „All Odds Against Me". Bezieht sich der Titel auf Ihr Leben – vom Himmel in die Hölle und wieder zurück?

Ganz genau.

So geht es also um Ihr Leben – Sohn eines berühmten Vaters und erst spät zur eigenen Karriere gekommen?

Nicht nur das. Wie meine Biographie erzählt. Ich war auf Drogen und eng damit verknüpft ist: Ich bin ein schwarzer Amerikaner. Wenn ich ein Weißer gewesen wäre und der Sohn von John Lee Hooker, hätte ich wohl gewonnen. So standen die Chancen schlecht für mich – wegen meiner Aussprache und meiner Vergangenheit. Deshalb habe ich das Album so genannt – alle Chancen gegen mich. Es ist wie bei einem Riese, der gegen einen winzigen Zwerg kämpfen wird. Alle Chancen sprechen gegen den Zwerg, denn er wird nicht gewinnen, weil er einfach viel zu mickrig ist.

Wie haben Sie es geschafft, so aus sich heraus zu gehen und Ihre Songs auf diese Art zum Sprechen zu bringen?

Man kann seine Vergangenheit im Gedächtnis ja nicht loswerden. Man hat das immer dabei, bis zu dem Tag, an dem man stirbt. Weil es mich betrübt, wenn ich zurückschaue auf meine selbstzerstörerische Vergangenheit, will ich die Traurigkeit nun verringern, indem ich anfange, darüber zu singen und zu schreiben.

Warum hat es so lange gedauert, diesen Punkt herauszufinden? Sie machen ihre erste eigene Platte und Sie sind 57 Jahre alt…

Sie waren nie auf Drogen. Sie können nicht wissen, was Sucht ist! Das ist eine Krankheit und man kann es in etwa mit Krebs vergleichen. Krebs ist schwer zu besiegen – genauso wie Drogensucht. Es braucht die Kraft Gottes und den ganzen Willen des Einzelnen, wieder auf den Boden zu kommen. Und wenn du wieder auf dem Boden aufkommst, kannst du nur hoffen, dass Gott da ist und dir hilft.

Sprechen wir über einen anderen Song auf der Platte – „There's a Struggle"…

Der Song erzählt über die Last auf den Schultern. Wenn Sie wüssten, wo ich herkomme – da musst du jeden Tag aufs Neue kämpfen. Auf einer Schulter sitzt ein Engel, auf der anderen sitzt der Teufel. Es gibt diesen Kampf: Doch ich bin in nun der Lage, das überhaupt zuzugeben.

„Der Blues ist nichts anderes als ein Zuhältert“ singen sie Sie? Warum das denn?

Wir geben dem Blues ein neues Gesicht. Manche mögen vielleicht denken, die wollen jetzt mit dem Hip Hop konkurrieren. Wir versuchen, den Blues lebendig zu halten – und wir wollen die Möglichkeiten erweitern. Wir möchten die jungen Leute erreichen mit Blues, HipHop und Funk. Der Blues hat bei uns ein Face-Lifting hinter sich! Interview: Spark

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