Beckstein: Gebt die Beutekunst nach Franken zurück!
Der ehemalige Ministerpräsident stellte sein neues Buch vor: eine bunt bebilderte Liebeserklärung an die Heimat - mit einigen politischen Forderungen.
NÜRNBERG „Pünktlich wie immer!“ Günther Beckstein nimmt sich selbst auf den Arm, als er fünf Minuten vor dem Termin ins Bratwurst-Röslein kommt. Auch früher, als er noch Innenminister und später Ministerpräsident war, konnte man die Uhr nach dem CSU-Politiker stellen. Er kam regelmäßig eine Viertelstunde zu spät! Doch jetzt ist er normaler Abgeordneter, hat viel Zeit zum Reisen – und zum Schreiben von Büchern.
Den Bildband „Franken, mein Franken – Impressionen aus meiner Heimat“ (Fränkischer Tag Buchverlag, 170 Seiten, 29,90 Euro), hat er gestern vorgestellt. Nachdem er letzte Korrekturen aus einem Internet-Café in Tibet durchgegeben hat. Dort war er für drei Wochen auf Trekking-Tour rund um den Mount Everest. Jetzt ist er zufrieden mit dem Ergebnis: „Ich kann gar nicht glauben, dass ich so was Gscheites geschrieben habe!“
Es ist kein Lexikon über Franken, sagt er. Auch kein Reiseführer und erst recht kein politisches Programm. Memoiren will er sowieso nie schreiben: „Ich will mit dem Buch zeigen, was mir von Franken wichtig ist.“ Beckstein nimmt den Leser auf eine ganz persönliche Tour durch sein Nürnberg, weist sie auf den Engel mit einer Büchertasche hin, der einen Schlussstein im Chor der Frauenkirche ziert („Das erfreut das Lehrerinnenherz meiner Frau“) und erklärt St. Sebald und St. Lorenz, die beiden anderen großen Kirchen der Stadt.
Verbesserung des „bayerisch-fränkischen Binnenklimas“
Oder er erzählt augenzwinkernd, wie Franz Josef Strauß deutlich betrunken bei einer Kundgebung zur Europawahl 1984 auf dem Hauptmarkt aufgetreten ist.
Und trotzdem wird er auch politisch – etwa im Kapitel Franken und Bayern. Zum einen erinnert er daran, dass die Franken es über Jahrhunderte nicht geschafft hatten, ein eigenes Staatswesen herauszubilden. „Erst im modernen Bayern nahm Franken Gestalt an, erst von da an kam es auch zur Entwicklung eines eigenen fränkischen Bewusstseins.“ Für das die Altbayern jedoch häufig zu wenig Sensibilität zeigten.
Um das „bayerisch-fränkische Binnenklima“ zu verbessern fordert Beckstein in seinem Buch die Rückgabe der „Beutekunst“ von München nach Franken. Das sind etwa das fränkische Herzogsschwert und der Bamberger Domschatz mit den Kronen von Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde. Als Ministerpräsident war es ihm nicht gelungen, das Haus Wittelsbach zu überzeugen, diese Stücke zurückzugeben. Auch konnte er sich nicht gegen die Experten durchsetzen, die diesen Stücken Transportunfähigkeit attestierten. „Eine Rückführung fränkischer Beutekunst nach Franken wäre ein Zeichen für längst vollzogene und allen Friktionen zum Trotz gut gelungene Integration der Franken in das bayerische Ganze.“ Vielleicht findet er ja jetzt Gehör.
M. Reiner