Bayerns Schulen nur Mittelmaß: Umfrage enthüllt Defizite

München - Die jüngsten Leistungstests deutscher Schüler waren enttäuschend. Das hat nun Einfluss auf die Einstellung der Bürger zu ihren Bildungsstätten. Im Schnitt geben die Deutschen nach dem am Dienstag in München vorgelegten "Bildungsbarometer" des ifo-Instituts ihren Schulen die Mittelmaß-Note 3,01.
Es bestehen allerdings Unterschiede zwischen den Bundesländern, erläuterte Bildungsökonomikerin Katharina Werner. So verliehen die Bayern ihren Schulen die Note 2,77, während die Bremer mit Note 3,5 am unzufriedensten sind. Aber auch in Bayern straften 18 Prozent der Befragten mit den Noten Vier bis Sechs das Schulsystem ab, 28 Prozent vergaben jedoch eine Eins oder Zwei.
Umfrage zu Schulen: Bayern nur Mittelmaß
Befragt wurden von April bis Juni dieses Jahres mehr als 9700 Bürger zwischen 18 und 69 Jahren in ganz Deutschland, was Aussagen für die einzelnen Bundesländer zulässt. Zum großen Teil stimmten die Ergebnisse mit den Resultaten der jüngsten Leistungstests, insbesondere mit dem IQB Bildungstrend 2022, überein, sagte ifo-Bilungsexpertin Vera Freundl.
Ausnahme ist Thüringen, das beim Bildungstest relativ gut abschnitt, dessen Bürger jedoch die zweitschlechteste Bewertung (3,17) aller Länder abgaben. Die Bewertung der Bildungspolitik des eigenen Bundeslands fiel noch schlechter aus als die der Schulen. Nur ein Fünftel der Bundesbürger vergab dafür die Noten Eins oder Zwei. In den drei bestplatzierten Ländern Hamburg, Bayern und Sachsen waren es 30, 28 beziehungsweise 23 Prozent.
Gute Einschätzung des Schulsystems und beim Thema Lehrermangel
Gefragt wurde auch nach der Einschätzung der Qualität des eigenen Schulsystems in Vergleich zu anderen Ländern. Dabei hatten die Bayern die höchste Meinung von ihren Schulen, alle anderen meinten, dass es anderswo besser sei. Beim Thema Lehrermangel waren sich die Befragten aller Bundesländer außer Bayern darin einig, dass man in anderen Ländern damit besser fertig werde.
78 Prozent der Deutschen meinen, dass die Staatsausgaben für die Schulen steigen müssten. Die Zustimmungswerte zu dieser Vorgabe reichen von 73 Prozent in Bayern bis 86 Prozent in Brandenburg. Die Frage, ob sie dafür bereit wären, mehr Steuern zu zahlen, wurde freilich nicht gestellt. Aus früheren Umfragen wisse man, dass die Forderung nach mehr Geld für die Bildung von deutlich weniger Bürgern unterstützt werde, wenn sie selbst dazu beitragen müssten, berichtete Bildungsökonomikerin Werner.
Mehrheit für Stärkung der Basiskompetenzen
Mehrheitsfähig sind nach der ifo-Erhebung viele Reformvorschläge zur Stärkung der Basiskompetenzen. So stimmten 68 Prozent der Befragten bundesweit für einen verpflichtenden Kindergarten ab vier Jahren. 81 Prozent sind für obligatorische Sprachtests und erforderlichenfalls verbindlichen Deutschunterricht für Vereinhalbjährige. Ein tägliches 20-minütiges Lesetraining unterstützten 79 Prozent.
Kostenlosen Nachhilfeunterricht für Schüler, die das Lernziel in einem Fach nicht erreichen, befürworten 69 Prozent. Gegenüber früheren Erhebungen etwas abgeschmolzen ist nach Angaben der Wissenschaftlerinnen die Zustimmung zu Ganztagsschulen bis 15 Uhr. Bundesweit sind 52 Prozent dafür, in Bayern nur 47 Prozent. 79 Prozent der Deutschen bezeichnen den Lehrkräftemangel als Hauptproblem der Schulen. 66 Prozent machen Unterschiede in den familiären Hintergründen von Kindern und Jugendlichen für Probleme der Schulen verantwortlich.
Weniger als die Hälte erwartet positiven Einfluss durch KI
Eine kleine Überraschung erlebten die ifo-Expertinnen, als sie nach der Bewertung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz in der Schule fragten. Nur 49 Prozent erwarteten dadurch einen positiven Einfluss auf die künftigen Schulleistungen, eine große Minderheit von 39 Prozent hingegen negative Wirkungen.