Bayerns Nachbarn: So will Tirol vor Murenabgängen schützen

Tirol hat ein System an der wichtigen Verkehrsader Landesstraße 171 installiert, das frühzeitig Murenabgänge erkennt und automatisch den Verkehr stoppt. Wie es funktioniert und wie sich das auf Autofahrer auswirkt.
von  Ralf Müller
Immer wieder kommt es in Tirol zu Murenabgängen mit Geröll, Holz, Wasser und teils auch Felsbrocken, wie hier im Jahr 2022 in Längenfeld.
Immer wieder kommt es in Tirol zu Murenabgängen mit Geröll, Holz, Wasser und teils auch Felsbrocken, wie hier im Jahr 2022 in Längenfeld. © Zoom Tirol/dpa

Innsbruck - Die österreichischen Bundesländer Tirol und Vorarlberg haben in diesem Jahr besonders unter Extremwetterlagen gelitten. Immer wieder mussten Straßen wegen Murenabgängen gesperrt werden, ganze Ortschaften waren von der Außenwelt abgeschnitten. Jetzt hat die Tiroler Landesregierung ein erstes automatisches "Murwarnsystem" in Betrieb genommen.

Die Anlage soll den Verkehr bei ersten Anzeichen eines Murenabgangs automatisch stoppen und wurde vor wenigen Tagen an der Landesstraße 171 in Betrieb genommen.

Das "Murwarnsystem" mit Kameras und Sensoren.
Das "Murwarnsystem" mit Kameras und Sensoren. © Land Tirol

Die Straße ist eine wichtige Verkehrsader, die von Kufstein durch das Inntal Richtung Vorarlberg verläuft. Zwischen Plans und Strengen kam der Hang im vergangenen Dezember kräftig in Bewegung. Für lange Zeit musste die Straße in diesem Bereich ganz oder teilweise gesperrt werden. Erst in den vergangenen Tagen wurde sie für den Verkehr wieder uneingeschränkt freigegeben.

Die Straße ist wieder befahrbar

Zuvor war ein stark erhöhter Schutzdamm errichtet worden. Die Behörden sehen die Gefahr weiterer Hangrutsche dennoch nicht als völlig gebannt an. Mit einem vollautomatischen "Murwarnsystem ist die Straße nunmehr wieder sicher befahrbar", teilte die Tiroler Landesregierung in Innsbruck mit.

Droht Gefahr, schalten die mit dem Warnsystem verbundenen Ampeln automatisch auf Rot. Kameras und Sensoren überwachen dafür die kritischen Hänge rund um die Uhr.

Die Warnsysteme nutzen verschiedene Sensoren, um Daten zu sammeln. Dazu gehören Regenmesser, Bodenfeuchtesensoren und Geophone zum Messen von Erschütterungen im Boden.

Die Daten werden laufend analysiert, um festzustellen, ob die Bedingungen für einen Murenabgang gegeben sind. Daraufhin wird nicht nur der Verkehrsweg durch Ampelanlagen gesperrt, es können auch Warnungen über Sirenen, SMS oder Rundfunkdurchsagen ausgelöst werden.

Die breiartige Mischung aus Geröll und Wasser kann bis zu 60 km/h schnell werden

"Murgänge" (Murenabgänge) sind eine breiartige Mischung aus Wasser, Geröll und Holz, die mit Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h steile Hänge hinunterfließt. Sie tragen zum Teil riesige Felsbrocken mit sich und entwickeln eine große Zerstörungskraft.

Im Sommer ist Schlammlawinen- und Bergsturz-Saison - das Pendant zu den Schneelawinen im Winter. Auf der Schwäbischen Alb testen Forscher der Universität Bonn ein ähnliches System. Sie haben Messgeräte in die Erde eingesetzt, die die Bodenfeuchtigkeit messen und rechtzeitig vor einem Murenabgang Alarm schlagen sollen.

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