Bayerns Arbeitsmarkt brummt weiter

Die Arbeitslosenquote sinkt im Freistaat im April auf 2,8 Prozent. Seit 1991 waren nicht mehr so wenige Menschen ohne Job. Noch wächst die Beschäftigung, doch bei den offenen und neu gemeldeten Stellen deutet sich eine Trendumkehr an.
von  dpa
Das Logo der Agentur für Arbeit am Eingang zu einem Jobcenter. Foto: Jens Kalaene/Archivbild
Das Logo der Agentur für Arbeit am Eingang zu einem Jobcenter. Foto: Jens Kalaene/Archivbild © dpa

Nürnberg (dpa/lby) - Die Arbeitslosenquote in Bayern hat im April wieder die Drei-Prozent-Marke unterschritten. Die Quote sank im Vergleich zum März um 0,2 Punkte auf 2,8 Prozent, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Demnach waren im April 204 108 Menschen im Freistaat ohne Job. Das ist der niedrigste Wert für diesen Monat seit 1991. Im Vergleich zum März waren damit in Bayern 16 882 Menschen weniger arbeitslos - das entspricht einem Rückgang um 7,6 Prozent.

Vor einem Jahr hatte die Quote 2,9 Prozent betragen. Verglichen mit dem Vorjahr sank die Zahl der Jobsucher um 8832. Das sind 4,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. "Die Arbeitslosigkeit ging durch die Frühjahrsbelebung zurück. Es ist weiter von einer guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt auszugehen", sagte der Chef der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart. Trotz der verhaltenen Konjunkturaussichten sei ein Anstieg der Arbeitslosigkeit momentan nicht zu befürchten.

Der Bestand an offenen Stellen ging den Angaben zufolge im April leicht zurück auf 128 260, das sind 0,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Hier sei insgesamt eine anhaltende rückläufige Entwicklung erkennbar, sagte Holtzwart. Auch die Zahl der neu gemeldeten Stellen ging nach unten. In den ersten vier Monaten des Jahres registrierten die Arbeitsagenturen 119 953 neu gemeldete Stellen - das sind 4,5 Prozent oder 5602 Jobangebote weniger als im Vorjahr.

Dabei zeigen sich deutliche Branchenunterschiede: Während im Dienstleistungssektor und in der öffentlichen Verwaltung seit Jahresbeginn mehr Stellen gemeldet wurden als im Vorjahreszeitraum, waren es aus der Arbeitnehmerüberlassung, dem verarbeitenden Gewerbe und dem Handel weniger. Vor allem in Anwalts- und Steuerberaterkanzleien sowie in Ingenieur- und Architekturbüros werden derzeit Fachkräfte benötigt.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten stieg noch einmal an. Nach aktuellen Hochrechnungen der Bundesagentur (BA) waren im Februar 5,644 Millionen Menschen in Bayern sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Damit stieg deren Zahl im Vergleich zum Januar leicht um 0,4 Prozent oder 10 900 Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg um knapp 130 000 Menschen.

Von der guten Verfassung des bayerischen Arbeitsmarkt profitieren auch Menschen mit Behinderung, aber nicht ganz so stark wie andere Personengruppen. Aktuell sind nach Angaben der BA 20 555 schwerbehinderte Menschen im Freistaat arbeitslos gemeldet, das sind nur 0,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Private und öffentliche Arbeitgeber mit mindestens 20 Arbeitsplätzen sind verpflichtet, auf mindestens fünf Prozent der Stellen schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Mehr als 60 Prozent der Arbeitgeber kamen 2017 ihrer Pflicht aber nicht oder nicht ausreichend nach, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigten. Sie müssen deshalb rund 113 Millionen Euro zahlen.

Bayerns DGB-Chef Matthias Jena verlangte eine Bildungsoffensive für Un- und Angelernte. In Bayern arbeiteten mehr als 700 000 Menschen ohne Berufsausbildung und weitere 90 000 ohne Berufsausbildung seien arbeitslos. "Menschen ohne beruflichen Abschluss zählen zu den Hochrisikogruppen am Arbeitsmarkt. Hier sind in erster Linie die Unternehmen gefragt, schwächeren Bewerbern eine Chance zu geben", forderte Jena.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) freute sich über die neuen Zahlen: "Bayern ist das Land der Chancen: Hier bekommt fast jeder Arbeit. Heute wieder der Beweis: Die Arbeitslosenquote sinkt auf 2,8 Prozent. Das ist nahezu Vollbeschäftigung", schrieb er per Twitter. Arbeitsministerin Kerstin Schreyer (CSU) betonte, dass "noch nie so viele Menschen in Bayern einer Arbeit nachgegangen sind wie derzeit."

Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), Bertram Brossardt, mahnte, angesichts eines stotternden Konjunkturmotors dürften die Weichen in der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik nicht in die falsche Richtung gestellt werden. Teure Rentenversprechen belasteten die Sozialkassen und der Rückkehranspruch von Teilzeit in Vollzeit wirke sich negativ auf die Flexibilität der Unternehmen aus.

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