Bayern zofft sich mit Österreich um Blockabfertigung
München - Bis zum Irschenberg sind die Lkw-Fahrer am Samstagmorgen vor der Tiroler Grenze gestanden – die Folge der Blockabfertigung am Ende der Inntalautobahn 93. Die Österreicher hatten bereits im Vorfeld angekündigt, nur noch 250 bis 300 Lastwagen pro Stunde ins Land zu lassen: sowohl am vergangenen Samstag als auch gestern Morgen, um Staus im Großraum Innsbruck und Richtung Brenner zu verhindern.
Mit der Maßnahme will Österreich Druck auf Deutschland ausüben, den Schwerlastverkehr über den Brenner zu reduzieren. Die Blockabfertigung – fünf waren es bislang seit dem 4. Oktober – sei eine Notmaßnahme, rechtfertigt sich das Land Tirol. Die Belastungsgrenze für Mensch, Natur und Infrastruktur im Unterinntal sei erreicht, so Tirols Landeshauptmann Günther Platter. Es geht um Luftverschmutzung, die Sorge vor einem Verkehrskollaps auf der Autobahn und dass dadurch die Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet werden könnte.
Die Blockabfertigung an der Grenze soll an Tagen mit starkem Reiseverkehr Abhilfe schaffen. Allerdings nur in Österreich. Auf bayerischer Seite stauen sich dann die Lastwagen auf der Autobahn, je nach Ausmaß kommt es zum kompletten Verkehrschaos.
Herrmann: "Das ist so überhaupt nicht akzeptabel"
"Die Blockabfertigung hat den Verkehr mit Rückstaus von vielen Kilometern auf deutscher Seite deutlich behindert. Das ist so überhaupt nicht akzeptabel", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag. Dies sei keine Lösung und das Problem damit nur verlagert.
Für die zweite Januar-Woche ist deshalb nun ein "Brenner-Gipfel" in München unter der Leitung der EU-Kommission geplant, an dem Deutschland, Österreich und Italien teilnehmen. Unter anderem soll über die Möglichkeit der sogenannten Rollenden Landstraße diskutiert werden.
Dabei werden ganze Lkw auf Güterzüge gehoben und nach Südtirol gebracht, von wo aus sie ihre Fahrt auf der Straße fortsetzen können. Von 2012 bis 2016 gab es diese Option schon einmal auf der Strecke Regensburg – Trient. Allerdings hätten die Speditionen diese Möglichkeit nicht gut angenommen, so ein Sprecher des Innenministeriums. Möglicherweise müssten die Preise gesenkt werden.
Tirol will Lkw-Korridormaut von München bis Verona
Das Land Tirol plädiert zudem für eine Lkw-Korridormaut von München bis Verona, um den bisher verhältnismäßig günstigen Brennertransit zu verteuern. Denn etwa ein Drittel des Lkw-Verkehrs, so die Begründung der Österreicher, nehme wegen der günstigen Mautkosten lieber den Umweg über den Brenner in Kauf als die kürzere – aber teurere – Strecke über die Schweiz zu wählen. Ob eine solche Maut auf EU-Ebene durchzusetzen ist, ist allerdings fraglich.
Nach Tiroler Angaben nimmt der Lastwagenverkehr immer weiter zu. Heuer noch soll er die Marke von 2,2 Millionen Euro knacken. Gleichzeitig ist der Anteil an Gütertransporten weniger geworden. Bis 2030, so das hehre Ziel, sollen nur noch eine Million Lkw pro Jahr durch Tirol fahren.
Ein Großteil der Güter soll dann per Zug durch den künftigen Brenner-Basistunnel (BBT) transportiert werden, der 2026 eröffnet werden soll. Beim Ausbau der Bahngleise zum BBT hinkt Bayern allerdings etwas hinterher: Seit 2009 habe man laufend Versprechen erhalten, dass die Zulaufstrecken umgesetzt werden, so Landeshauptmann Platter im ORF. "Diesen Ankündigungen müssen nun Taten folgen."
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