Bayern kritisiert Thüringens Corona-Kurs: "Unverantwortlich"

Das Unverständnis ist groß: Obwohl die Corona-Krise noch lange nicht überstanden ist, hebt Thüringen die Kontaktbeschränkungen weitgehend auf. Im angrenzenden Franken macht man sich trotzdem wenig Sorgen.
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Melanie Huml nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild
dpa Melanie Huml nimmt an einer Pressekonferenz teil. Foto: Peter Kneffel/dpa/Archivbild

München/Erfurt (dpa/lby) - Bayerns Staatsregierung hat die Aufhebung der Kontaktbeschränkungen zur Corona-Bekämpfung im Nachbarland Thüringen massiv kritisiert. "Es ist unverantwortlich, dass Thüringens Regierung an ihrem umstrittenen Kurs beim Umgang mit der Corona-Pandemie festhält", sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Mittwoch in München.

Obwohl die Infektionszahlen in ganz Deutschland zurückgingen, "sind wir noch nicht über dem Berg". Huml verwies in dem Kontext insbesondere auf die aus bayerischer Sicht "leicht erhöhten Infektionszahlen genau an der Grenze zu Thüringen und auch in Thüringen selbst, etwa im Landkreis Sonneberg".

Die Zusammenarbeit mit den Thüringer Nachbarlandkreisen sei sehr gut, heißt es aus der fränkischen Grenzregion. "Wir ziehen bei der Eindämmung des Coronavirus alle an einem Strang", betonte der Coburger Landrat Sebastian Straubel. Man tausche sich regelmäßig über Infektionsherde und die zu treffenden Maßnahmen aus.

"Zudem wollen wir einheitliche und vorsichtshalber lieber strengere Regelungen als unterschiedliche", sagte der CSU-Politiker. "So soll beispielsweise auch in Sonneberg das Tragen von Mund- und Nasenschutz nicht nur im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen weiter aufrecht erhalten werden, sondern - wie in Bayern - auch weiterhin in den Gastronomiebetrieben."

Beim Einkaufen tendiere die Bevölkerung sowieso eher in Richtung Bamberg, Coburg oder Schweinfurt, teilte das Landratsamt Haßberge mit. Dennoch sehe Landrat Wilhelm Schneider (CSU) die Aufhebung der Kontaktbeschränkungen im Nachbarland kritisch.

Am Dienstag hatte das thüringische Kabinett in Erfurt beschlossen, zum 13. Juni die während der Corona-Pandemie eingeführten Kontaktbeschränkungen wegfallen zu lassen. An ihre Stelle tritt eine Empfehlung an die Menschen, sich nicht mit mehr als zehn weiteren Menschen oder einem weiteren Haushalt zu treffen. Künftig dürfen auch Einrichtungen wie Schwimm- und Freizeitbäder in geschlossenen Räumen sowie Thermen, Saunen und Kinos wieder öffnen.

"Ich hätte es für zielführender gehalten, wenn Thüringen genau umgekehrt vorgegangen wäre. Wenn die Kontaktbeschränkungen also generell gelten und nur in Regionen mit geringem Infektionsrisiko gelockert würden", sagte Frank Rebhan, Oberbürgermeister in Neustadt bei Coburg.

Trotzdem würden auch in Thüringen viele Regelungen wie beispielsweise die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln weiter gelten, so der SPD-Politiker. Viele Berufspendler würden ohnehin noch von zuhause aus arbeiten und die Corona-Regelungen in den fränkischen Unternehmen gelten für alle Mitarbeiter - ob aus Bayern oder Thüringen.

"Ganz wichtig ist nun, dass die erforderlichen Abstandsregelungen und Hygienekonzepte sowie die Maskenpflicht eingehalten werden", forderte Gesundheitsministerin Huml. Umsicht und Vorsicht müssten weiter das Handeln bestimmen. Die erzielten Erfolge dürften nicht verspielt werden.

Bayern werde weiter genau beobachten und wachsam sein, wie sich die Lockerungen auswirkten, betonte Huml. Weiter: "Bei weiterhin günstigem Verlauf des Infektionsgeschehens kommen Änderungen der allgemeinen Kontaktbeschränkungen in absehbarer Zeit auch in Bayern in Betracht". Für eine Entscheidung darüber sei es jetzt aber noch zu früh.

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