Bayern: Jäger sollen auf bleihaltige Munition verzichten
München - Wildtiere sollen im bayerischen Staatswald künftig mit bleifreier Jagdmunition geschossen werden. So können nicht verwertbare Tiere als Futter für Adler und Geier liegen gelassen werden.
Das Projekt der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) und des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) soll die Population von Stein- und Seeadler sowie des Bartgeiers erhöhen. Denn die Greifvögel sind auf den Verzehr von totem Wild angewiesen.
Jäger sollen auf bleihaltige Munition verzichten
Die Verpflichtung auf bleifreie Jagdmunition soll verhindern, dass sich die Raubvögel vergiften, wenn sie geschossenes Wild fressen, so Martin Neumeyer, Chef der Staatsforsten: "Deswegen werden wir in mit dem LBV vereinbarten Gebieten ab sofort grundsätzlich auf bleihaltige Munition verzichten und Wild ganz oder teilweise auf der Fläche belassen, um keine Vergiftung bei den Vögeln zu riskieren."
Für Restbestände bleihaltiger Munition werde eine Übergangsfrist von einem Jahr eingeräumt. Wer damit Wild erlegt, muss dafür sorgen, dass die Vögel keinen Zugriff darauf haben.
Wildteile als Nahrungsquelle für Steinadler und Bartgeier
Die Staatsforsten planen bei der geplanten Verbesserung der Lebensbedingungen für Adler und Bartgeier aber keine Ausweitung der Jagd auf Hirsche oder Rehe nur zur Fütterung der Greifvögel. Das stellte das Unternehmen klar: Es werde keine erhöhten Abschüsse geben. Stattdessen sollen die Tiere lediglich die für Menschen unbrauchbaren Reste geschossener Tiere fressen und mehr Fallwild – also natürlich verendete Tiere – in freier Natur belassen werden.
LBV-Chef Norbert Schäffer ist überzeugt, dass Wildteile, die nach der Jagd liegen bleiben, vor allem während der Brut "eine willkommene Nahrungsquelle" von Steinadlern und Bartgeiern sind. "Beim Seeadler würde dieses Wild den Jungtieren ohne Jagderfahrung durch die ersten Lebensjahre helfen." Viele Insekten und Kleinvögel profitierten ebenfalls von verbleibenden Kadavern.
Bleiverseuchte Böden an Schießständen
Auch dem Menschen drohte Gefahr beim Verzehr von Wildbret. Denn darin wurden Bleirückstände nachgewiesen. Dies war ein ebenso ausschlaggebender Faktor zur Einführung bleifreier Munition bei Jagdwaffen, wie die Verseuchung der Böden an Schießständen durch Blei im Geschoßmaterial. "Dort ist bleihaltige Munition ein ganz massives Problem", sagt ein Mitarbeiter eines Waffengroßhandels.
Die Entsorgung eines solchen Schießstandes zum Tontaubenschießen "kostet Millionen." Das ganze Erdreich müsste wegen des Bleischrots großflächig abgetragen werden. Zudem würde ein Schießstand das Grundwasser "extrem belasten". Das sei ein "Riesenthema".
Auch in der Schweiz hat man das "Riesenthema" erkannt. Bis Ende des Jahres müssen die 2.500 zivilen Schießstände saniert werden. Dort würden die Böden bis zu 40.000 Tonnen Blei enthalten. Zusammen mit der Sanierung der Armee-Schießstände werden die Kosten auf eine Milliarde Schweizer Franken geschätzt.
Bei der US-Armee mussten viele Schießstände geschlossen werden, da Blei in das Grundwasser gelangte. Die Kosten zur Beseitigung dieser Umweltschäden werden auf über zehn Milliarden Dollar taxiert. Die Umstellung auf bleifreie Munition hierzulande ist somit auch dem Umwelt- und Gesundheitsschutz für Mensch und Tier geschuldet.
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