Bayern, die KI-Wüste
Bayern wird zum KI-District: "Wir schaffen ein Netzwerk aus 100 KI-Lehrstühlen", kündigte Ministerpräsident Markus Söder im Herbst 2019 an. 5.000 neue Informatik-Studienplätze sollten geschaffen, Hunderttausende Euro in die Erforschung moderner Technologien, deren Ausbau und die Digitalisierung investiert werden.
Was ist eigentlich KI?
Laut dem "Gabler Wirtschaftslexikon" versteht man unter KI die "Erforschung 'intelligenten' Problemlösungsverhaltens sowie die Erstellung 'intelligenter' Computersysteme." Und weiter: "Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigt sich mit Methoden, die es einem Computer ermöglichen, solche Aufgaben zu lösen, die, wenn sie vom Menschen gelöst werden, Intelligenz erfordern."
"Vergleichbar mit der Erfindung der Dampfmaschine"
"Die Künstliche Intelligenz wird im Rückblick vergleichbar sein mit der Erfindung der Dampfmaschine, sie wird eine Tür aufstoßen zu völlig neuen Dimensionen von Wissen und erleichtertem Leben", philosophierte der CSU-Vorsitzende Anfang 2020 in der "FAZ" - und bedauerte unter anderem, dass der Großteil des Schulsystems noch zu sehr analog funktioniere.
Kurzfristig wird sich in Bayern nichts ändern
Trotz der schönen Worte wird sich an diesem Missstand im Freistaat wohl so schnell nichts ändern, wie nun die Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag zeigt. Denn demnach kann die Staatsregierung weder eigene KI-Schulen noch KI-Schulprogramme vorweisen und auch kein Projekt, das sie in diesem Bereich fördern würde.
Kritik an den schleppenden Entwicklungen
Dem Schreiben aus dem Haus von Michael Piazolo (Freie Wähler) ist lediglich zu entnehmen: "Die Stiftung Bildungspakt Bayern prüft derzeit ein Projekt in Kooperation mit dem Kultusministerium zum Thema ,Datengestützte Lernbegleitung mit KI'." "Enttäuschend", nennt der Liberale Matthias Fischbach, Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultus, dieses Ergebnis. "Die Staatsregierung hat bisher weder Pläne noch eine Strategie, um KI in der Bildung flächendeckend in Bayern einzusetzen", kritisiert er.
Rechtliche Probleme und fehlende Erfahrungen
Als Begründung würden rechtliche Probleme und fehlende Erfahrungen angeführt. "Das erklärt aber nicht, warum man nicht aktiv nach datenschutzfreundlichen, rechtlichen Lösungen sucht, dazu Forschung vorantreibt und Erfahrungen mit eigenen Projekten sammelt."
So läuft es in anderen Bundesländern
Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion verweist auf andere Bundesländer: "Rheinland-Pfalz, Berlin und Niedersachsen haben Lizenzen für das KI-gesteuerte Mathe-Lernprogramm Bettermarks erworben. Hamburg nutzt es schon seit 2018", sagt Fischbach.
In Baden-Württemberg würde - zumindest an einigen Schulen - ein entsprechendes Englisch-Programm eingesetzt. Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern testeten aktuell eine Anwendung, deren Erfinder damit werben, sie könne per KI die Lernzeit in diversen Fächern halbieren. Schleswig-Holstein fördert ein Projekt, das Kinder mithilfe einer KI-gestützten App beim Lesenlernen unterstützen will.
Eine Stiftung versucht in Bayerns ihr Bestes
Und Bayern? Im Freistaat erprobe die private, gemeinnützige Stiftung "Digital Education Foundation" aktuell mit drei Gymnasien in Beilngries, Eichstätt und Oberviechtach den Einsatz eines KI-Programms unter anderem in Mathematik und Sprachen, sagt Fischbach. Eigenverantwortlich.