Bayern bleibt sicherstes Bundesland
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kann zufrieden sein: Die Zahl der Straftaten in Bayern sinkt weiter, im Freistaat leben die Bürger so sicher wie in keinem anderem Bundesland. Trotzdem bleiben Gewalt, Betrug und Diebstahl Themen für die Polizei.
München – Die Kriminalitätsrate in Bayern sinkt weiter, zugleich werden mehr Straftaten aufgeklärt. „Bayern ist und bleibt nach wie vor das sicherste Bundesland“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach Angaben des Ministeriums am Montag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2010. Die Zahl der Straftaten sank auf 4958 je 100 000 Einwohner – der niedrigste Stand seit fast 20 Jahren. Die Aufklärungsquote stieg gegenüber 2009 auf 64,6 Prozent. München bleibe mit 7684 Straftaten die sicherste Millionenstadt Deutschlands. Sicherste Stadt im Freistaat war Fürth mit 5934 Straftaten.
Straßenkriminalität wie Raubüberfälle, Sachbeschädigungen oder gefährliche Körperverletzungen nähmen weiter ab. Das bedeute, „dass wir mit unseren Maßnahmen zur Erhöhung der polizeilichen Präsenz und mit der Videoüberwachung an gefährlichen Orten oder auch bei Großveranstaltungen völlig richtig liegen“, sagte Herrmann. Allerdings stieg die Zahl der Körperverletzungen im Vergleich zu 2009 um 1,6 Prozent an.
Auch die Aufhebung der bayernweiten Sperrzeit für Kneipen bereite der Polizei Sorgen. Kommunen, die die Sperrzeit und damit die Verfügbarkeit von Alkohol wieder beschränkt hätten, verzeichneten dagegen Erfolge. „Ich begrüße, dass immer mehr bayerische Städte und Gemeinden Sperrzeitenlösungen umsetzen.“
Massive Steigerungen um 76 Prozent gab es beim Fälschen von Zahlungskarten. Der Schaden erreichte mit 50 Millionen Euro einen neuen Höhepunkt. Auch die Computerkriminalität steige. Herrmann mahnte zur Vorsicht bei der Preisgabe persönlicher Daten im Internet. Auch Diebstahlsdelikte richteten einen immensen Schaden von mehr als 161 Millionen Euro an. Dabei ging ihre Zahl zurück. Auch weniger Autos wurden gestohlen.
Die Zahl der Polizisten werden weiter ausgebaut. Im vergangenen Jahr habe es 1463 junge Polizeianwärter gegeben. „Dies war die höchste Einstellungszahl in der Geschichte der Bayerischen Polizei“, sagte Herrmann.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warnte allerdings, gerade der Kripo gehe der Nachwuchs aus. Der Altersdurchschnitt liege bei über 50 Jahren. Und in den nächsten Jahren stünden viele Pensionierungen an, teilte der BDK-Landesvorsitzende Hans Wengenmeir mit. Damit gehe enorm viel Erfahrung verloren. Zugleich ziehe es immer weniger junge Polizeibeamte zur Kripo – im Schichtdienst der Schutzpolizei werde mehr verdient, außerdem seien die Aufstiegsperspektiven bei der Kripo teilweise schlechter.
Der Vorsitzende des Landesverbandes der Deutschen Polizeigewerkschaft, Hermann Benker, führte den Rückgang der erfassten Straftaten darauf zurück, dass die Polizei zu wenig Personal habe. Auch in den nächsten Jahren müssten so viele Beamte eingestellt werden wie 2009 und 2010. Er fürchte auch, dass mit einer sinkenden Polizeipräsenz der Kontakt zur Bevölkerung schwinde. Die Anzeigebereitschaft und der Informationsaustausch mit den Bürgern sei ein wichtiger Faktor für die Kriminalitätsbekämpfung.