Bayerisches Rotes Kreuz ruft den Notstand aus: Es fehlt an Personal
München - Dass die Menschen in Deutschland immer älter werden – und damit auch die Zahl jener steigt, die Pflege benötigen –, hat sich zum Glück schon herumgesprochen. Doch dass auch diejenigen, die diese Pflege leisten, zunehmend älter werden, dieses Problem harrt einer Lösung. Beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) ist das so.
Nicht das einzige Problem, auf das die Spitzen des BRK am Donnerstag in München aufmerksam gemacht haben. Auch bei der notfallmedizinischen Versorgung und beim Katastrophenschutz hakt es nämlich gewaltig. Die Landtagswahl am 14. Oktober im Blick, will der Rettungsdienst die Staatsregierung in die Pflicht nehmen, endlich gegenzusteuern. Das sind laut BRK die größten Baustellen:
Pflege
Die Überalterung macht auch vor den BRK-Pflegekräften nicht halt. Laut aktuellen Zahlen ist der Großteil – nämlich gut 6.100 der insgesamt knapp 10.700 Pflegekräfte – zwischen 45 und 65 Jahre alt. Wie der Landesverband mitteilt, würden innerhalb der nächsten fünf Jahre 1.136, in den nächsten 15 Jahren 6.142 aller Mitarbeiter in den Ruhestand gehen. Dem gegenüber stehen schon jetzt etwa 150 offene Stellen, Tendenz steigend. "Wenn jetzt nicht schnell und effektiv gehandelt wird, könnten in 15 Jahren über 30 Prozent der Pflegebedürftigen unterversorgt bleiben", sagt BRK-Vizepräsidentin Brigitte Meyer. Deshalb fordert sie die Staatsregierung auf, vor allem die Anwerbung ausländischer Pflegefachkräfte zu vereinfachen, zu beschleunigen und zu entbürokratisieren.
Meyer berichtet etwa von einem Fall, in dem es sechs Monate dauerte, bis eine ausländische Pflegekraft auch nur eine Eingangsbestätigung für ihren Antrag erhielt.
Darüber hinaus drängt das BRK in einem Forderungs-Papier für die Landtagswahl auf eine Enquete-Kommission, also eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe, in der neben Politik auch Pflegekräfte, Kostenträger und Pflegewissenschaftler vertreten sein sollen. Zudem müsste der bayerische Durchschnittspersonal-Schlüssel von 1:2,4 erhalten werden.
Notfallrettung
Besonders problematisch sieht das BRK den Zwang, Notfallrettung und Krankentransport europaweit ausschreiben zu lassen. "Es kann nicht sein, dass jede Rettungswache mit 15 oder 20 Mitarbeitern europaweit ausgeschrieben werden muss und nur noch für fünf Jahre vergeben werden darf", so der BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk. Präsident Theo Zellner wird noch deutlicher: Der "Ausschreibungswahnsinn" müsse gestoppt werden. Dafür solle die neue Staatsregierung das Rettungsdienstgesetz ändern und eine "Bereichsausnahme" vornehmen – das heißt, rettungsdienstliche Leistungen von EU-weiten Ausschreibungen auszunehmen. Nur so könne man festen Mitarbeitern und Ehrenamtlern eine langfristige Perspektive bieten.
Katastrophenschutz
100 Millionen Euro – so viel Geld des Freistaats ist aus Sicht des BRK nötig, um den Katastrophenschutz künftig angemessen auszustatten. Die Gelder sollen für Materialien, aber auch für die Ausbildung verwendet werden. Zu den Materialien zählen etwa moderne Schutzausrüstung für Anschläge mit chemischen, biologischen und radioaktiven Stoffen, aber auch Fahrzeuge und Einsatzplanungs-Software. Ziel ist es laut BRK-Präsident Zellner, sich besser auf die "veränderte Gefahrenlage" vorzubereite. Dazu zählen Naturkatastrophen wie etwa Überschwemmungen, aber eben auch Terroranschläge.
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