Bayerisches Rotes Kreuz: Notaufnahmen wegen Husten und Schnupfen überlastet
Es müssen absurde Szenen sein, mit denen die Notfallmediziner des Bayerischen Roten Kreuzes derzeit zu kämpfen haben: Da sind sie schnell beim Patienten, übernehmen die Erstversorgung und hängen dann ewig am Telefon, weil kein Krankenhaus sie aufnehmen kann.
München – Schuld an der dramatischen Situation sind laut Angaben von BRK-Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk vor allem zwei Entwicklungen: Zum einen sparen immer mehr Krankenhäuser Betten und damit Kapazitäten ein und zum anderen rennen immer mehr Menschen mit harmlosesten Erkrankungen direkt ins Krankenhaus: "Die zunehmende Auslastung der Krankenhäuser mit Bagatellfällen wie Husten, Schnupfen und Heiserkeit sorgen derzeit für eine kritische Situation in der klinischen Versorgung in Bayern", so Stärk.
"Wir fordern eindringlich auf, die Notaufnahme nur dann aufzusuchen und den Rettungsdienst nur dann zu alarmieren, wenn dies auch wirklich unabwendbar ist", appelliert Stärk an die Bayern. Bei leichten Beschwerden sollte stattdessen immer zuerst der kassenärztliche Notdienst über die Notrufnummer 116117 angerufen werden.
Aber nicht nur übervorsichtige Patienten, die ihre harmlose Erkrankung gleich für einen Fall für die Notaufnahme halten, bringen das System an seine Belastungsgrenze. Auch der Sparzwang, dem viele Krankenhäuser unterliegen, heizt die Situation dramatisch an: "Auch die Krankenhäuser im ländlichen Gebiet dünnen mit ihren Kapazitäten immer mehr aus, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese Krankenhäuser ihre Aufnahmen schließen und somit die Patientenversorgung zwangsläufig ablehnen", prophezeit Thomas Stadler, der Leiter Rettungsdienst in der BRK-Landesgeschäftsstelle.
Durch die langen Wege sind weniger Einsätze möglich
Durch diesen Bettenmangel sei es insbesondere in den letzten Tagen und Wochen immer wieder dazu gekommen, dass die Notärzte teilweise mehrere minutenlang mit Telefonaten beschäftigt sind, um freie Betten in einem Krankenhaus für ihre Patienten abzuklären. Nicht selten müssen in der Folge verhältnismäßig lange Fahrtstrecken zurückgelegt werden, um einen Patienten dann in ein Krankenhaus in einem größeren Einzugsbereich zu transportieren.
Dies hat nicht nur die offensichtliche Folge, dass erstversorgte Personen wie Unfallopfer oder Infarkt-Patienten lange unterwegs sind, bevor der Sanka schließlich am Krankenhaus ankommt. Hinzu kommt erschwerend, dass das Fahrzeug und seine Besatzung anschließend auch wieder einen langen Rückweg antreten muss und so erst spät wieder für den nächsten Einsatz zur Verfügung steht.
"Diese Situation ist im Moment untragbar für das Hilfeleistungssystem in Bayern", resümiert Landesgeschäftsführer Stärk und dankt seinen Mitarbeitern "für ihren besonderen Einsatz in dieser kritischen Situation".
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