Bayerischer Tourismus-Hotspot nach Zwangspause wieder offen: Zukunft bleibt aber ungewiss

Die Wirte von St. Bartholomä haben zuletzt schon vier Wochen zugesperrt, weil dem weltberühmten Ausflugsort die Köche ausgegangen sind. Nach einer Pause ist nun wieder geöffnet, doch die Zukunft ist ungewiss.
von  Kilian Pfeiffer
Die Gaststätte mit der Kirche St. Bartholomä am Königssee - kaum jemand möchte hier arbeiten.
Die Gaststätte mit der Kirche St. Bartholomä am Königssee - kaum jemand möchte hier arbeiten. © Kilian Pfeiffer

St. Bartholomä - Vier Wochen war die historische Gaststätte auf der Halbinsel St. Bartholomä geschlossen. Es ist das erste Mal, seitdem die beiden Wirte das Haus am weltbekannten Königssee führen. Bis auf Heiligabend war immer geöffnet. Die Urlaube des Wirtspaars waren deshalb knapp bemessen. Zumindest klappte es mit ein paar Wochen Freizeit, als das Personal noch da war.

In Deutschland geht es vielen Gastronomie-Betrieben ähnlich. Allerdings hat die Gaststätte am Königssee eine herausragende Stellung: Es ist die einzige Gaststätte, die Besucher des Alpensees ansteuern können, wenn sie über den Königssee gefahren sind.

Andrang auf St. Bartholomä am Königsee ist riesig: Mehr als 700.000 Gäste pro Jahr

Als eines der Top-Ausflugsziele in Bayern ist der Andrang riesig. Wenn die Bayerische Seenschifffahrt das Herz ist, ist das Ensemble aus Gaststätte und der auf Tausenden Bildern abgedruckten Kirche mit den Zwiebeltürmen die Seele des Ortes. Mehr als 700.000 Gäste besuchen St. Bartholomä pro Jahr. Und die haben natürlich Hunger und Durst.

"Die vier Wochen Pause waren für uns sehr wichtig", sagt Heidi Amann. Gewollt waren sie aber nicht. Amann ist gelernte Köchin. "Ich konnte mir all die Jahre immer helfen, wenn Not am Mann war."

Früher haben vier Köche im St. Bartholomä am Königsee gearbeitet

Vier ausgebildete Köche waren früher da, als noch alles rund lief, plus weitere, die sich das Kochen angeeignet hatten. Kompensieren, wenn jemand fehlte, war kein Problem: Amann stand dann selbst hinter den Herdplatten, machte Schnitzel, Linseneintopf oder Braten. Freunde und Familie halfen.

Das ging, wenn es sein musste. Amann muss sich aber um andere Dinge kümmern. Das Büro, die Verwaltung, alles rund um einen Betrieb wie diesen, in dem bis zu 40 Leute fest angestellt sind.

Aktuell gibt es nur noch einen ausgebildeten Koch, den langjährigen Küchenchef. Die anderen arbeiten zu. Fällt dieser aus, ist das mehr als problematisch. Von ihm hängt der Betrieb ab.

Seit Monaten suchen die Amanns nach zusätzlichem Personal. In den vergangenen Wochen hatten sich auch einige Leute beworben, sagt Amann. Sie hat den Bewerbern zurückgeschrieben. Und dann oft nichts mehr gehört. Zwei Kellner haben zugesagt – immerhin. Der Brennpunkt bleibt aber die Küche.

"Gastronomie macht einfach Spaß": Heidi Amann mit Leidenschaft dabei

Gastronomin zu sein, das ist für sie das Größte. Dass die beiden Wirte weniger Urlaub haben als andere, das stört sie nicht. Im Gegenteil: "Gastronomie macht einfach Spaß. Wenn man Gäste bewirtet und Besucher zufriedengestellt hat, war das ein befriedigender Tag."

Dass es aber so schwierig wird, einen gut laufenden Betrieb mit mehreren Hundert Sitzplätzen am Leben zu erhalten, hätte niemand gedacht.

Wirtin des St. Bartholomä am Königsee in Sorge: Hotelfachschule in der Nähe macht dicht

Als geschlossen war, kümmerten sich die Amanns um Dinge, die sonst nicht möglich sind, weil die Gaststätte ja täglich geöffnet hat. "Wir haben die Zeit genutzt, die Stuben ausgeräumt, komplett grundgereinigt und die Böden imprägniert."

Gäbe es nicht schon genug Probleme, erreichte Amann die Nachricht vom Aus der Steigenberger Akademie, der Hotelfachschule des Landkreises in Bad Reichenhall, wie aus dem Nichts. Der Wirtin bereitet das Sorge. Noch dieses Jahr soll die ehemals als Vorzeigeeinrichtung bekannte Schule schließen.

Die Nachfrage von Schülern ist gering. Nicht mal ein Fünftel der 150 Ausbildungsplätze ist mit Schülern besetzt. "Für uns Gastronomen ist das eine unglaublich schlimme Nachricht", sagt Amann. "Wenn niemand mehr den Beruf erlernen möchte, ist das ein miserables Zeichen."

Derzeit befindet sie sich wieder in Personalgesprächen. "Jeden Tag sind wir damit beschäftigt." Ein weiterer Koch ist nicht unter den Bewerbern. "Die nächste Zeit wird spannend für uns", sagt die Wirtin am Königssee.

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