"Roter Mühlradstempel": Bayerischer Brief erzielt fünfstellige Summe

Wiesbaden/München - Ein Brief ist mehr wert als Tausend WhatsApps – und die Marke auf dem Umschlag manchmal sogar ein Vielfaches. Vor allem, wenn sie dann noch einen seltenen Stempel trägt.
Eine dieser besonders teuren Marken wurde nun in Wiesbaden versteigert. Der Brief, der mit einem vierstelligen Startgebot ins Rennen ging, wechselte letztlich für ein Vielfaches den Besitzer.
Magische Marke: 46.000 Euro für den "Roten Mühlradstempel"
Bei der siebten Auktion der Briefmarkensammlung des ehemaligen Tengelmann-Chefs Erivan Haub, die am heutigen Samstag (26. März) im Auktionshaus Heinrich Köhler stattgefunden hat, kam ein Sehnsuchtsobjekt der internationalen Philatelie-Szene unter den Hammer - und eines der Lieblingsstücke von Erivan Haub: ein "Roter Mühlradstempel" aus dem Jahr 1864.

Bereits der Startpreis der Marke war mit 8.000 Euro recht beachtlich. Der Endpreis allerdings lag mit 46.000 Euro fast sechsmal so hoch. Hingeblättert hatte die Summe ein anonymer Bieter im Saal.
Neben dem Brief aus Bayern wurden weitere seltene Marken verkauft, etwa ein Blockstück mit vier Marken des legendären Sachsen-Dreiers (Startgebot 80.000 Euro, erzielte Summe 260.000 Euro), ein Brief der Thurn & Taxis’schen Post mit einer Versuchsabstempelung (Startgebot 25.000 Euro, erzielte Summe 105.000 Euro) und ein Ersttagsbrief aus Baden (Startgebot 25.000 Euro, erzielte Summe 210.000 Euro).
Zum Vergleich: Ein kleiner Sportwagen kostet etwa 46.000 Euro, ein Maserati um die 210.000 Euro.
Wenn die Stempelfarbe ausgeht
Was aber macht die Briefmarke heute eigentlich so wertvoll? Bayern verwendete um 1864 für die Entwertung seiner Briefmarken Stempel in der Form eines kleinen Mühlrads. Und in einer ganz kurzen Zeitspanne von vermutlich nur wenigen Tagen im Juni 1864 wurde aus unbekannten Gründen rote statt schwarze Stempelfarbe benutzt.
Der betreffende Brief ging aus dem österreichischen Hall an den Inn-Schiffmeister Johann Georg Riedl in Neuötting – der aber da schon unterwegs nach Linz war. Deshalb wurde ihm der Brief nachgesendet.
Früher sechs Kreuzer, heute Tausende Euro
In Neuötting wurden die beiden bayerischen Sechs-Kreuzer-Briefmarken dann am 17. Juni 1864 mit Mühlradstempeln entwertet - ausnahmsweise mit roten. Eben diese Sonderstempelung macht den Brief heute zu einem der begehrenswertesten Stücke für Sammler klassischer Briefmarken des 19. Jahrhunderts, meldet das Auktionshaus.
Insgesamt umfasst die Sammlung Erivan im Gebiet "Altdeutsche Staaten" rund 4.000 Auktionslose. Seit drei Jahren finden die Auktionen im halbjährigen Rhythmus im Heinrich Köhler Auktionshaus in Wiesbaden statt.