Bayerische Schüler fordern: Dieses Jahr kein normales Abitur!
In einem emotionalen Brief wenden sich bayerische Abiturienten an das Kultusministerium. Ihr Anliegen: Wegen der Corona-Krise müssen die schriftlichen Abi-Prüfungen ausfallen. Aus der Politik kommt ein anderer Vorstoß.
München - Eine Gruppe bayerischer Schüler hat in einem offenen Brief an das Kultusministerium eine Reform beim Abitur gefordert. Wegen der Corona-Pandemie setzen sich die Abiturienten dafür ein, dass es heuer keine schriftlichen Abiturprüfungen geben soll. Statt den schriftlichen Prüfungen soll es ein sogenanntes "Durchschnitts-Abitur" geben.
Initiator selbst von Corona betroffen
Der Initiator des Schreibens ist Joshua von Puttkamer. Der 18-jährige Gymnasiast aus Lindau hatte die Idee, sich in einem offenen Brief an das Kultusministerium zu wenden. Der angehende Abiturient ist selbst von Corona betroffen. "Ich habe einen Corona-Fall in der Familie", sagt von Puttkamer im Telefonat mit der AZ. Sein Testergebnis steht noch aus. Der 18-Jährige geht jedoch davon aus, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert hat. Wahrscheinlich habe er sich bei seinem Bruder angesteckt, so von Puttkamer.
In dem offenen Brief kritisieren die Schüler um von Puttkamer, dass vor dem Hintergrund der Schulschließungen in Corona-Zeiten zwar "immer öfter über uns, aber selten mit uns über die aktuelle Lage gesprochen wird". Ihr Appell an das Kultusministerium lautet: "Nehmen Sie unsere Sorgen und Probleme ernst, insbesondere bei der weiteren Diskussion um die anstehenden Abschlussprüfungen." 21 bayerische Gymnasien haben den Brief unterzeichnet. Darunter auch fünf Schulen aus München.
Die Schüler nennen in ihrem Brandbrief drei für sie triftige Gründe, warum in diesem Jahr wegen der Corona-Krise keine regulären Prüfungen stattfinden können.
Ungleiche Lernvoraussetzungen, psychische Beeinträchtigungen, Infektionsrisiko
Durch den langfristigen Unterrichtsausfall seien zahlreiche Schüler bei der Abiturvorbereitung auf sich alleine gestellt. Da ein Unterricht per Video nur ein einzelnen Schulen angeboten werde, sei eine einheitliche Vorbereitung auf das bayerische Zentralabitur nicht gegeben, schreiben die Schüler.
Die Corona-Krise bringe zusätzliche "psychische Beeinträchtigungen" für die angehenden Abiturienten mit sich. Der Prüfungsdruck selbst und - wie im Fall von Joshua von Puttkamer - die Ungewissheit über die eigene gesundheitliche Lage.
Für Schüler ist die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken, im Schulalltag besonders groß. Bereits der Schulweg ist eine große Herausforderung, da der Mindestabstand in Bussen und Zügen kaum gewährleistet werden kann.
"Durchschnitts-Abitur" als Lösung?
Um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten - und für alle Schüler in Bayern gleiche Voraussetzungen bei den Abiturprüfungen zu schaffen - setzen sich die Schüler um von Puttkamer dafür sein, dass das Kultusministerium dieses Jahr auf die schriftlichen Abiturprüfungen verzichtet. Als Ersatzlösung fordern die Initiatoren des Schreibens ein sogenanntes "Durchschnitts-Abitur". Bei dieser Abi-Notlösung wird ein Durchschnitt der 40 Leistungen, die von den Schülern eingebracht werden, als Abiturnote berechnet. Schüler, die sich verbessern möchten, sollen darüber hinaus freiwillig zu mündlichen Nachprüfungen antreten dürfen.
So sieht die FDP das Abitur in Bayern
Unterdessen fordert die FDP im Landtag in diesem Jahr ausnahmsweise drei alternative Prüfungstermine für Abiturienten. Bis dahin sollten die Abiturienten ein "vorläufiges Durchschnittsabitur" bekommen, um sich für Jobs und Studienplätze bewerben zu können.
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