Bayerische Kinos: Mit gemütlichen Sofas gegen Netflix & Co
München (dpa/lby) - Die Kinobranche in Bayern ist im Umbruch. Rückläufige Besucherzahlen machen den Filmtheatern seit Jahren zu schaffen, in der Filmstadt München kommen noch extrem hohe Mieten hinzu. Viele Betreiber haben darauf reagiert und umgerüstet. Der Trend: Statt die Filme in einem großen Kino vor halbleeren Reihen zu zeigen, setzen viele Inhaber auf mehrere kleine Säle - und auf mehr Gemütlichkeit. "Es geht immer mehr in die Wohnzimmeratmosphäre", sagte Birgit Bähr vom FilmFernsehFonds Bayern (FFF) in München.
Mehr als 280 Kinos gibt es im Freistaat, darunter viele familiengeführte Häuser. "In Bayern ist es zum Glück so, dass es fast überall noch ein Kino gibt, sie müssen nicht weit fahren", berichtete Bähr, die im FFF für die Förderung von Filmtheatern zuständig ist. Die digitale Technik ist überall seit 2014 Standard. "Jetzt bauen alle neue Kinostühle, Klimaanlagen, Foyers. Viele bauen noch einen kleinen Saal dazu."
Luxussäle und Loungeatmosphäre statt durchgesessener Sitze, stickiger Luft und klebrigem Fußboden. Dazu oft zusätzlich kleine Säle mit gemütlichen Sofas, Tischchen und mitunter gar Bedienung am Platz. Das Park-Kino in Bad Reichenhall etwa hat eine "Lichtspiel-Lounge" eingerichtet. Und im Neuen Maxim in München kann man in einem der beiden Säle bequem auf Sitzsäcken lümmeln. 2016 übernahmen Anne Harder und drei Freunde das Maxim im Stadtteil Neuhausen und restaurierten es mit vereinten Kräften. "Man muss einen gewissen Standard anbieten", meinte Harder. "Die Leute müssen ja einen Grund haben, vom bequemen Sofa zuhause aufzustehen." Das Programm: Vor allem europäisches Kino, "weder zu elitär, noch zu mainstreamig".
Auch ihr Programm haben viele Kinos ausgebaut. In Viechtach im Bayerischen Wald bieten etwa die Neue-Post-Lichtspiele neben einem sehr ambitionierten Programm Themenpartys an oder laden Regisseure zum Gespräch. "Das ist viel Arbeit, aber letztlich lohnt es sich. Die Leute kommen öfters und binden sich an ihr Kino", erläuterte Bähr. Man werde zwar nicht reich, aber man könne auf stabilen Füßen stehen.
In der Filmstadt München haben es viele Kinos besonders schwer. Vor allem die hohen Pachtbeiträge machen Kinobetreibern zu schaffen. Die Stadt versucht, gegenzusteuern, hat aber aus rechtlichen Gründen nicht viele Möglichkeiten. Ein Instrument sind etwa Prämien für besonders gelungenes und wertvolles Kinoprogramm - sechs Preise zu je 7500 Euro vergibt die Stadt jedes Jahr. "Einen wesentlichen Anteil hat jedoch das Publikum, indem es die Filmtheater zahlreich besucht", sagte Jenny Becker vom Münchner Kulturreferat.
Sorgen bereitet Münchner Filmfans das Filmtheater Sendlinger Tor. Ein Traditionshaus seit mehr als 100 Jahren, das unter Denkmalschutz steht. Immer wieder droht die Kündigung. Doch Geschäftsführer Christoph Preßmar will nicht aufgeben. Er hängt an dem wunderschönen Kino mit Plüschsesseln, Säulen und Loge mit Platz für rund 400 Besucher. "Da ist auch der Rahmen eines Filmbesuchs was Schönes, wenn du nicht in eine schwarze Box reingehst, sondern in ein Filmtheater."