Interview

Bayerische Adventsbräuche: "Es wird heller und stiller"

Autor und Schauspieler Andreas M. Bräu liebt die staade Zeit vor Weihnachten. Für einen kurzweiligen Band hat er 24 typische Bräuche zusammengetragen.
von  Ruth Schormann
Gruselige Perchten im Allgäu
Gruselige Perchten im Allgäu © picture alliance/dpa

München - Rauschgoldengel, Christkindlmärkte, Krampus und Perchten: Andreas M. Bräu hat in seinem reich bebilderten literarischen Adventskalender 24 typisch bayerische Traditionen rund um die staade Zeit gesammelt und mit persönlichen Erinnerungen gespickt. Mit der AZ hat er über die Vorweihnachtszeit gesprochen.

Herr Bräu, warum ist Ihnen der Advent so wichtig, was lieben Sie so daran?
ANDREAS BRÄU: Ich mag das Feierliche, das Ritualhafte. In diesen Wochen tut man Dinge, die das gesamte Jahr nicht passieren. Freilich gibt es Backwerk und Dekoration, aber eben auch Barbarazweige, Engelämter und Krippenspiele. Zudem nimmt ein jeder daran teil und verbindet den Advent mit seinem persönlichen (Familien-)Brauchtum. Es wird alles heller und stiller um uns. Das ist viel wert.

Kein Nikolaus in Franken

Sie haben sich für Ihr Buch zu einer adventlichen Bayern-Reise aufgemacht. Was hat Sie bei der Recherche überrascht, welche Bräuche kannten Sie nicht oder fanden Sie besonders beeindruckend?
Dass im Fränkischen der Nussmärtel schon am 11.11. ein Säckla bringt und den katholischen Nikolaus ersetzt, das hat mich erstaunt! Dass man in Traunstein ein Angstbewältigungsseminar mithilfe der Perchten an der VHS besuchen kann ebenso. Und dass in Berchtesgaden Gebirgsschützen samt Tieren ein Krippenspiel aufführen, das fast die Ausmaße der Oberammergauer Passion annimmt, war neu und beeindruckend.

Ist Religiöses noch relevant?

Viele der vorgestellten Bräuche haben etwas mit Ritualen der Kirche und mit dem Glauben zu tun. Denken Sie, solche Bräuche sind in einer immer ungläubigeren Gesellschaft nicht überholt - oder feiern sie Comeback an Weihnachten?
Ich bin schon der Meinung, dass der Glaube weiterhin und wieder vermehrt eine Rolle im Advent spielt. Das Symbol ist ja überzeitlich. Da kommt ein uneingeschränkt guter Mensch, ein Kind der Hoffnung, ein Jesus auf die Welt, um uns zu helfen und zu retten. Und wie kommt er auf die Welt? In einer Fluchtgeschichte samt Verbohrtheit und mangelnder Gastfreundschaft der Wirte. Dieser Gedanke zählt und das gelebte Miteinander im Advent ist säkular wie glaubensbasiert sehr viel wert. Das geht in der Messe ebenso wie am Glühweinstand!

Was darf bei Ihnen im Advent nicht fehlen und worauf freuen Sie sich heuer an Weihnachten besonders?
Die selbstgemachten Lebkuchen und der Stollen von der Mama dürfen nicht fehlen! Dieses Jahr habe ich zudem gelobt, zu nachtschlafender Stunde ins Engelamt zu gehen. Darauf freue ich mich!

"Bayerischer Advent - 24 Bräuche zur staaden Zeit" (140 S., 20 Euro) ist bei Allitera erschienen.


24 unterschiedlichste Adventsbräuche

Manche sind goldig-glänzend, andere gruselig, wieder andere fast schon in Vergessenheit geraten - und dann gibts natürlich noch die, die besonders gut duften und schmecken: Adventsbräuche. In seinem Buch geht der gebürtige Garmisch-Partenkirchner Autor, Moderator und Schauspieler Andreas M. Bräu auf viele bekannte und weniger bekannte Traditionen aus Bayern ein.

Er berichtet vom Klöpfeln, einem Brauch, der im ganzen Freistaat unter vielen Namen kursiert, erzählt Insidergeschichten aus dem Leben eines Nikolaus-Darstellers und blickt zurück auf ein Amperhochwasser, dem die Fürstenfeldbrucker noch heute ihre leuchtende Luziaprozession auf dem Fluss zu verdanken haben.

Freilich darf auch der weltbekannte Nürnberger Christkindlesmarkt nicht in der Sammlung fehlen. Der Leser erfährt, wie diese beliebten Märkte einst entstanden sind. Ebenso gibt es Blatzerl von der Mama und Selbstversuche mit der Lebkuchenproduktion. Denn, auch das gehört zum Advent wie zu wohl kaum einer anderen Jahreszeit, jede Familie hat ihre eigenen Bräuche, Traditionen, Wiederholungen, die die Weihnachtszeit einläuten und so besonders machen.

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