Bayerin vor 17 Jahren in Down Under getötet: Ist der Fall gelöst?

In Australien wird ein Tatverdächtiger nach über 17 Jahren gefasst. Es ist der Ex-Freund von Simone Strobel aus Unterfranken. Was ihre Mutter dazu sagt.
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Dieses Foto der Unterfränkin Simone Strobel hat die australische Polizei 2005 veröffentlicht.
Dieses Foto der Unterfränkin Simone Strobel hat die australische Polizei 2005 veröffentlicht. © epa AAP/epa/dpa

Durch Australien reisen, den Kontinent am anderen Ende der Welt auf eigene Faust entdecken und mit einmaligen Erinnerungen heimkehren - davon träumte wie so viele Junge in Deutschland auch Simone Strobel aus Würzburg. Von Unterfranken nach Down Under.

Mit ihrem Freund machte sich die 25-Jährige vor knapp 18 Jahren auf diese Reise, später kamen auch seine Schwester und deren Freund dazu - Simone jedoch kam nie mehr heim. Das letzte Mal gesehen wurde sie auf einem Campingplatz in Lismore. Von dort verschwand die Pädagogin im Februar 2005 spurlos. Sechs Tage später fand man sie auf einem Sportgelände in der Nähe. Tot. Unter Palmwedeln.

17 Jahre rätseln um Simone Strobels Tod

Was ist der Bayerin zugestoßen? Wer hat sie umgebracht? Mehr als 17 Jahre lang bleibt das ein Rätsel. Bis jetzt.

Am Dienstag hat die Polizei in Australien einen Tatverdächtigen schnappen können. Die Beamten nahmen den 42-Jährigen in einem Haus im Bundesstaat Western Australien fest. Über 4.000 Kilometer von Lismore entfernt.

Simones Ex-Freund festgenommen

Wer ist der Mann? Enrico Ball vom Polizeipräsidium Unterfranken bestätigt der AZ: Es ist Simones Ex-Freund Tobias S.! Er galt lange als der Hauptverdächtige, doch man konnte ihm die Tat nicht nachweisen. Auf widersprüchliche Aussagen folgte Schweigen. Nun offenbar konnte man in Australien doch noch das fehlende Puzzleteil finden, wie es Ball formuliert. Näheres wisse man noch nicht.

Auch für die Kollegen in Franken sei es "eine große Überraschung" gewesen, von der Festnahme zu hören. Natürlich sei man grundsätzlich auch bei Cold Cases weiter optimistisch, die Fälle noch aufzuklären, schließlich verbessern sich die Technik und Möglichkeiten der Ermittlungen. Für die Familie sei "die Ungewissheit das Schlimmste" gewesen, glaubt Ball.

Die Mutter sagt: "Wir müssen das erst einmal verdauen"

Die AZ kann am Dienstag mit Simones Mutter Gabi aus der Nähe von Würzburg telefonieren. Sie spricht mit freundlicher Stimme. Die Familie hat die Nachricht selbst erst am Morgen erhalten, sie sagt gegen Mittag: "Mein Mann und ich müssen das erst einmal verdauen." Sie hätten nicht damit gerechnet und seien sehr überrascht, dass nun doch wieder Bewegung in den Fall kommt.

Ohnehin sei es gerade eine emotionale Zeit für sie, denn am 2. August vor 18 Jahren sei Simone nach Australien losgeflogen. Damals war sie 24 Jahre alt, so die Mutter. Jedes Jahr ist der Abflugtag wieder ein Tag des Abschieds, der den Schmerz wieder an die Oberfläche bringt. Und ausgerechnet jetzt diese Nachricht.

Gabi Strobel ist froh darüber, "dass nun jemand endlich reden muss". Sie meint damit den Ex-Partner. Sie kannte ihn und vertraute ihm auch, sonst hätte sie ihre Tochter damals nicht für ein Jahr lang in so ein fernes Land mit ihm reisen lassen, sagt sie.

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Kommt die ganze Wahrheit ans Licht?

Aber was ist dann zwischen den beiden passiert, dass Simone sterben musste? Antworten darauf bekamen ihre Angehörigen bisher nicht. In einem früheren Interview hatte Simones Vater der "Bild" gesagt: "Wie versaut muss ein Mensch sein, sich mit uns ans offene Grab zu stellen und uns gleichzeitig so anzulügen? Er hat uns nur benutzt." Die Familie hofft jetzt, "dass die Wahrheit ans Licht kommt", sagt die Mutter zur AZ. Sie weiß aber auch, das sei nun erst der erste Schritt gewesen, man müsse abwarten, wie es weitergeht. Der Verdächtige soll nun an die Behörden des östlichen Bundesstaats New South Wales überstellt werden.

An dem Cold Case arbeiteten über die vielen Jahre sowohl australische als auch bayerische Behörden. Im Freistaat wurde 2014 eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise ausgesetzt. In Australien 2020 sogar eine Million australische Dollar (rund 680.000 Euro).

Polizeiminister von New South Wales, David Elliott, sagte damals: "Sowohl die Gemeinde Lismore als auch die Angehörigen in Deutschland verdienen Antworten."

Und vielleicht gibt es diese nun bald.

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