Baumhaus gefällig? Bayerisches Unternehmen lässt Träume wahr werden

Ein eigenes Baumhaus - bestimmt wurde diese Sehnsucht schon bei vielen durch Filme und Bücher geweckt. Den Wunsch, dort Höhenluft zu schnuppern, erfüllt die Baumbaron GmbH aus Tegernsee.
Das bayrische Unternehmen baut Baumhäuser in jeglicher Form und Größe. Gegründet wurde es 2008 von dem Zimmermeister und Hochbautechniker Johannes Schelle. Die Idee dazu kam ihm, nachdem ihm seine Frau zu Weihnachten ein Buch zu Baumhäusern geschenkt hatte. Heute beschäftigt das Unternehmen sechs Mitarbeiter.
Baumhäuser bauen: Wenn die Leidenschaft zum Beruf wird
Christopher Richter, der für Entwürfe und Planung zuständig ist, stieß etwa zwei Jahre später als Mitarbeiter dazu. Er hat schon lange eine große Leidenschaft für Baumhäuser. 2003 hatte er die Chance, an einem Workshop der Baumhaus-Koryphäe Pete Nelson in den USA teilzunehmen. Dort lernte er vieles, was ihm später ermöglicht hat, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen.

Ein Baumhausprojekt dauere, von der ersten Anfrage des Kunden bis zur Fertigstellung, in etwa ein halbes Jahr - inklusive Planung, Fertigung und Bau, so Richter. Am längsten brauche dabei die Herstellung der einzelnen Teile. Das Lärchenholz für die äußeren Wände, kommt aus dem eigenen Wald des Unternehmens und das restliche Holz in jedem Fall aus Bayern. Lärchenholz eigne sich besonders gut dafür, da es sehr witterungsbeständig sei und nicht behandelt werden müsse, sagt Richter. Die Schrauben und sonstigen Metallteile werden ebenfalls regional angefertigt.
Der Kundenstamm ist bunt - von Privatpersonen über Unternehmen und Hotels werden Baumhäuser in jeder Größenordnung angefragt. In ihrer 15-jährigen Geschichte hat die Firma Baumbaron etwa 250 Projekte realisiert.

Richter erzählt von vielen außergewöhnlichen Aufträgen: Das bisher größte und zugleich außergewöhnlichste sei ein Bau für das Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau, Nordrhein-Westfalen, gewesen. Für die Besucher der dortigen Ausstellungen entstand dort ein großes Baumhausprojekt, welches aus mehreren Plattformen in sechs Metern Höhe besteht. Die Plattformen sind durch Hängebrücken miteinander verbunden. Zudem gibt es eine Seilrutsche.
Für ein Filmprojekt sollte ein Baumhaus selbst gemacht und unprofessionell aussehen
Ein besonders skurriles Projekt ergab sich im Rahmen einer Kinofilmproduktion. Hier sollte als Kulisse ein Baumhaus entstehen, das möglichst selbst gemacht und unprofessionell aussieht. Für die erfahrenen Baumhausbauer, die sonst mit höchster Präzision und Professionalität vorgehen, eine Herausforderung. "Schlussendlich wurden die Teile dann irgendwie so angebracht, dass sie möglichst zusammengewürfelt aussahen", sagt Richter. Das Ergebnis konnte sich aber sehen lassen.
Am Isartalbahnhof Großhesselohe in Pullach findet man derzeit das aktuellste Projekt der Firma. Steht man am Bahnsteig der Station, sieht man schon von weitem, wie das Baumhaus auf Höhe einer Baumkrone in die Luft ragt.

Das Unternehmen RailAdventure aus München, ist der Bauherr des Projekts. Es ist für die Logistik und Testung neuer Zugmodelle verantwortlich und betreibt zudem den Luxus-Charterzug "Luxon". RailAdventure ist Eigentümer des Geländes. Im historischen Bahnhofsgebäude befindet sich auch der hauseigene Brauereigasthof.
Der Geschäftsführer von RailAdventure, Alex Dworaczek, erzählt, dass der Anstoß zum Baumhaus von seiner Tochter Lene (11) kam, die immer wieder gerne auf einem Baum auf dem Gelände am historischen Bahnhof kletterte. Eines Tages kam ihr dann die Idee: "Mensch, hier könnte man doch ein Baumhaus bauen." So führte eins zum anderen und Dworaczek entschloss sich kurzerhand, eins in Auftrag zu geben.
Je nach Größe kostet ein Baumhaus zwischen 20.000 bis 200.000 Euro
Die Baumbaron GmbH war Dworaczek schon vorher bekannt und er wusste, dass sie die richtigen für den Auftrag ist. Das neue Baumhaus soll der Firma als Besprechungsraum dienen. Das Besondere: Das Projekt wurde in Form eines der Güterwagons, die einst am Isartalbahnhof hielten, gestaltet. Dworaczek erklärt, dass so die Geschichte des früher wichtigen Bahnhofs der Isartalbahn widergespiegelt werden soll. "Das Baumhaus soll an diesem Ort als Ausrufezeichen herhalten", sagt er.
Das alles hat freilich seinen Preis. Ein Baumhaus kostet, je nach Größe, 20.000 bis 200.000 Euro. Wer es eine Nummer kleiner haben will und sehr viel Zeit hat, für den hat Richter eine Lösung. Zusammen mit seiner Frau Miriam Rüggeberg veröffentlichte er im März einen Ratgeber der besonderen Art - das Buch "Wie man ein Baumhaus baut". Zusammen betreiben sie außerdem einen Baumhausblog, in dem man alles zum Thema findet.
Christopher Richter, Miriam Rüggeberg: "Wie man ein Baumhaus baut"; 192 Seiten, Laurence King Verlag GmbH, 24 Euro.