Bauern sind uneinig: Boykott gegen Protest
MÜNCHEN - Die Protest-Front bröckelt: Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter ruft zum Boykott des Haberfeldtreibens gegen Horst Seehofer auf. Derweil distanziert sich der Präsident des Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, von den Protesten der Milchbäuerinnen vor dem Kanzleramt in Berlin.
Wenige Wochen vor dem geplanten Haberfeldtreiben gegen Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) zum Boykott der Aktion aufgerufen. Der Verband forderte seine Mitglieder am Samstag in Freising ausdrücklich auf, an der Aktion nicht teilzunehmen und sie auch in keiner anderen Form zu unterstützen. Bei allem Verständnis für die Lage der Milchbauern distanziere sich der Verband ausdrücklich von der Aktion. „Der BDM legt Wert auf die Feststellung, dass diese Idee nicht von Seiten des Verbandes kommt.“
Schwarze Gesichter und Lärm - das ist das Haberfeldtreiben
Anlass der geplanten Demonstration Anfang Juni sind sinkende Milchpreise sowie die Debatte um die grüne Gentechnik und die Zwangsimpfungen von Rindern gegen die Blauzungenkrankheit, wie die „Süddeutsche Zeitung“ am Freitag berichtet hatte. Organisiert wird die Kundgebung von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), einer Konkurrenzorganisation des Bauernverbands. Die Arbeitsgemeinschaft will ihrer Enttäuschung über die Agrarpolitik der CSU Luft machen.
Haberfeldtreiben sind eine alte Form von Bauernprotesten aus dem Tegernseer Land. Die Teilnehmer prangerten mit geschwärzten Gesichtern und Lärm Verfehlungen missliebiger Geistlicher und Vertreter der Obrigkeit an. Im vergangenen Jahr hatte es bereits ein Haberfeldtreiben gegen Bauernpräsident Gerd Sonnleitner gegeben, gegen das der Bauernverband scharf protestiert hatte.
Sonnleitner distanziert sich von Milchbäuerinnen
Und die Protest-Front bröckelt noch weiter: Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, distanzierte sich von den Protesten der Milchbäuerinnen vor dem Kanzleramt in Berlin. „Solche Aktionen sind nicht Stil des Bauernverbands.“Er verstehe aber das Anliegen und die Emotionen, da die Lage am Milchmarkt dramatisch sei. Die Bäuerinnen protestieren seit Montag vor dem Kanzleramt für höhere Milchpreise. Auch auf dem Milchmarkt herrschten zunehmend die Gesetze des Marktes, darauf müssten sich die Milchbauern einstellen.
dpa
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