Bauer kämpft 20 Jahre gegen ICE
Das ist Frankens Don Quijote: Der Altenbanzer Landwirt Harry Göckel wehrt sich gegen das Fünf-Milliarden-Projekt.
ALTENBANZ/COBURG Eigentlich könnte die ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt dem Landwirt Harry Göckel egal sein. Die Trasse verläuft nämlich in einem Tunnel unter seinem Hof und seinen Grundstücken in Altenbanz (Landkreis Coburg).
Doch immerhin fast ein Viertel seines Lebens kämpft der 74-Jährige nun schon gegen das Fünf-Milliarden-Projekt, wie es kurz nach der Wende als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit beschlossen worden ist – unverdrossen, wenn auch mit wachsender Enttäuschung über „die da oben“ im Verkehrsministerium in Berlin.
Denn das schafft Fakten: Im nördlichen Abschnitt zwischen Ilmenau und Erfurt ist die Trasse im Rohbau fertig. Doch Göckel kämpft weiter: Er plädiert für eine Veränderung der Trassenführung.
Der Ausbau der bestehenden Strecke bis Lichtenfels und ein weitaus kürzerer Neubauabschnitt bis zur Autobahn A 73 Bamberg-Suhl, die in diesen Tagen komplett fertiggestellt wird, würde dem Steuerzahler rund 500 Millionen Euro sparen, argumentiert Göckel.
„Total verschaukelt und hingehalten fühle ich mich“
Diese Variante hätte weniger teure Tunnelabschnitte, weniger Belastung der Bevölkerung und geringere Eingriffe in die Natur zur Folge. „Doch auch das Finanzministerium geht nicht auf diese Sparvorschläge ein“, gibt der 74-Jährige zu.
„Total verschaukelt und hingehalten fühle ich mich“, sagt Göckel zum Umgang mit den Bürgern und ihren Gefühlen. „Wir sehen zwar kaum mehr eine Chance, versuchen sie aber trotzdem zu nutzen“, beschreibt er seinen auch fast aussichtslosen Kampf und den seiner wenigen Mitstreiter.
Nach dem ICE-Unglück bei Fulda macht sich Göckel vor allem Sorgen um die Sicherheit in den vielen Tunnelabschnitten. Immerhin ein Drittel der ICE-Neubaustrecke Ebensfeld-Erfurt verläuft unterirdisch. „Bei dem Unfall mit den Schafen war sehr viel Glück dabei, dass der ICE nicht gegen das Tunnelportal gekracht oder in Brand geraten ist“, betont er. Nach den heutigen Vorschriften müssten die Tunnel in zwei getrennten Röhren pro Richtung verlaufen. Auch an die Rettungseinrichtungen werden heute deutlich höhere Anforderungen gestellt als Anfang der 90er Jahre, als die Planfeststellung für diese ICE-Strecke erfolgte.
Zum Fortbau fällt Harry Göckel so nur ein Kommentar ein: „Das ist sträflicher Leichtsinn.“
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