Bart-Träger und die FFP2-Pflicht: "Abrasieren? Niemals!"

AZ-Interview mit Christian Feicht: Der 33-Jährige aus Altötting ist passionierter Bart-Träger, Präsident des Ostbayerischen Bart- und Schnauzerclubs 1996 e.V. und derzeit amtierender süddeutscher Meister.
Christian Feicht: 40 bis 45 Zentimeter Bart wären klasse
AZ: Herr Feicht, seit wann lassen Sie Ihren Bart denn schon wachsen - und wie lang ist er mittlerweile?
Christian Feicht: Wachsen lasse ich ihn seit November 2015 - aber ich habe auch vorher schon Bart getragen, seit ich 17 oder 18 Jahre alt war. Aktuelle Länge, von der Unterlippe ab gemessen: rund 30 Zentimeter. Ich hätte ihn aber gern noch ein bisschen länger.
Noch länger?
Zu einer Länge von 40 bis 45 Zentimetern würde ich nicht Nein sagen.
FFP2-Masken: Warum wird ausgerechnet der Bart als Risiko eingestuft?
Nun ist es allerdings so, dass manche Experten sagen, Bärte sind in Sachen FFP2-Maske ein Risiko, weil die Maske nicht richtig anliegen kann. Was sagen Sie dazu?
Vorweg möchte ich ganz deutlich sagen, dass ich kein Gegner dieser Maskenpflicht bin. Ich kenne natürlich auch diese Kommentare, dass Bärte ein Restrisiko bergen - das möchte ich auch gar nicht abstreiten. Aber: Ich arbeite als Erzieher, und dort tragen wir schon seit längerem FFP2-Masken. Auch Brillenträger haben bei uns zum Beispiel das Problem, dass trotz Bügel in der Maske noch Luft entweichen kann. Wenn die Maske also auch bei anderen, sei es wegen der Gesichtsform oder wegen anderer Faktoren, nicht vollständig abdichtet, kann ich es nicht ganz nachvollziehen, dass dann ausgerechnet der Bart als Risiko eingestuft wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass aufgrund eines Bartes Luft völlig ungefiltert aus der FFP2-Maske ein- und austreten kann.
Wie fühlt sich das Tragen einer FFP2-Maske für Sie an? Sicher oder eher weniger?
Ich persönlich fühle mich schon sicher und halte mich auch immer an die Vorschriften. Ich bin der Meinung: Egal, welche Maske man trägt, ein gewisses Restrisiko bleibt immer. Es wird nie einen hundertprozentigen Schutz geben. Deswegen finde ich Forderungen, man müsse Bärte abrasieren, übertrieben und überspitzt. Von einem auf den nächsten Tag aufgrund eines Persönlichkeitsmerkmals als Sündenbock abgestempelt zu werden - das ist schon ein komisches Gefühl.
Christian Feicht: "Der Bart gehört zu meiner Persönlichkeit"
Würden Sie abrasieren?
Nein, niemals! Der Bart gehört zu meiner Persönlichkeit und ist ein Teil von mir.
Ihre Bart-Liebe geht tief - wie tief? Rein theoretisch gesprochen: Würden Sie also eher aus Bayern wegziehen oder den Bart doch rasieren, wenn es wegen Corona unbedingt sein müsste?
(schnauft tief) Ich würde, so schwer es mir fällt, aus Bayern wegziehen. Wenn eine Rasur aufgezwungen würde, wäre es für mich tatsächlich ein Grund, mich anderswo umzusehen. Natürlich gibt es gesundheitliche Gründe, wegen derer auch ich abrasieren würde - wenn ich zum Beispiel eine Operation am Hals hätte.
Zu einem schöneren Thema: Wie muss man sich die Pflege-Routine bei so einem langen Bart vorstellen?
Jeden Morgen wird mein Bart gewaschen, geölt, mit Bartbalsam eingeschmiert, mehrmals durchgekämmt und gebürstet - das ist mein morgendliches Ritual. Jetzt in der Corona-Zeit kommt es durchaus auch vor, dass er am Tag zweimal gepflegt wird.
Christian Feicht: "Eingefleischte Bart-Träger legen sehr viel Wert auf Pflege"
Warum? Unter der Maske ist er ja ohnehin nicht so gut zu sehen.
Man hört ja immer wieder, dass Bärte Virenfänger hoch zehn seien. Es gibt einfach diese Vorurteile, dass Bärte unhygienisch seien. Ich kann dazu nur sagen: Eingefleischte Bart-Träger legen sehr viel Wert auf Pflege.
Haben Sie noch Tipps für Bart-Träger, wie es mit der FFP2-Maske besser hinhaut?
Für diejenigen mit längerem Bart würde ich empfehlen, dass sie den Bart soweit wie möglich zu einem Zopf zusammenbinden oder flechten und unter Umständen unter die Maske drücken. So mache ich es auch. Wenn das nicht klappt, liegt er auf diese Weise trotzdem besser an Hals und Kinn an. Für kürzere Bärte: möglichst nicht abrasieren!