Bangen und Hoffen: Gibt's doch noch eine Chance für Quelle?
Zwei Investoren wollen nach dem Desaster Teile des Geschäfts übernehmen – und damit 400 Jobs retten...
NÜRNBERG Es gibt Hoffnung für Quelle! Zumindest für einen Teil des Versandhauses ist die Totenglocke wohl noch nicht geläutet. Zwei Investorengruppen interessieren sich für die Bereiche Küchen, Küchengeräte, Haus- und Heimtextilien sowie Möbel. Rund 400 Jobs könnten damit im Großraum Nürnberg/ Fürth gerettet werden. „Aus der Sicht der vergangenen Woche ist das relativ wenig. Aus Sicht dieser Woche ist das relativ viel“, so Wirtschaftsreferent Roland Fleck (CSU) zur AZ.
Vor einer Woche wurde noch davon gesprochen, dass das Versandhaus verkauft werden könnte. Dann kam der Schock am Montagabend. Alle Verkaufshoffungen waren geplatzt. Quelle war damit tot. 4000 Mitarbeiter in der Region sollten zum 1. November entlassen werden.
Für immerhin ein Zehntel gibt’s nun berechtigte Hoffnungen. „Die Angebote sind gut. Das Konzept ist betriebswirtschaftlich profitabel, kann ohne große Anlaufschwierigkeiten umgesetzt werden“, sagte Fleck. „Die vier Säulen, auf der die neue Quelle stehen soll, sind tragfähig.“ Es mache ihn hoffnungsfroh, dass gleich mit zwei Interessenten verhandelt werden könne.
Die Waren der neuen Quelle sollen wie bisher über den Katalogversand, das Internet und eigene Läden vertrieben werden – unter den Marken Quelle, Privileg (Küchengeräte) und Webschatz (Heimtextilien). „Die haben alle einen guten Namen“, sagte Fleck. Was Gesamtbetriebsrats-Chef Ernst Sindel bestätigte: „Die Küchen laufen bei Quelle nach wie vor sehr gut, ebenso die Möbelsparte.“
Hoffnungsschimmer auch für die Quelle-Shops und die Azubis
Der Sprecher von Quelle-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sagte: „Wenn es diese Investoren gibt, sollen sie sich schleunigst bei uns melden.“ Fleck appellierte an Görg: „Geben Sie den Ideen eine faire Chance! Damit können wir vielleicht die Arbeitsplätze von wenigstens einigen hundert Mitarbeitern retten!“
Auch für die Beschäftigten in den bundesweit 1500 Quelle-Shops gibt es einen Lichtblick: Der Interessenverband der Shop-Inhaber bemüht sich, die Läden in Eigenregie fortzuführen. Es wurde bereits eine Einkaufsgemeinschaft angemeldet. 800 wollten mitmachen. „Wenn alles klappt, können wir rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft starten“, sagte Verbands-Chef Detlef Stechert. Zahlreiche Lieferanten, so für Spielwaren, Elektrogeräte, Büro- und Schulbedarf, stünden in den Startlöchern. „Mit unserer Einkaufsmacht können wir Preise auf Discount-Niveau anbieten.“
Auch die 150 Quelle-Azubis in der Region sind nicht allein. Bei einer Info-Börse in Fürth stellte ihnen die Arbeitsagentur Möglichkeiten vor, wie sie ihre Ausbildung beenden können. Zum einen hat der Otto-Versand (Hamburg) und seine Tochter Baur (Burgkunstadt) angeboten, einige Lehrlinge zu übernehmen. Zum anderen haben bei der Industrie- und Handelskammer in Nürnberg viele Unternehmen offene Stellen gemeldet. „Stündlich werden es mehr“, sagte Fachbereichsleiter Udo Göttemann. „Es ist wichtig, dass die jungen Leute jetzt den Hype nutzen.“
Michael Reiner